Statt Autobus könnte dies eine Straßenbahnhaltestelle sein.

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Ein sehnsüchtiger Blick - wann kommt der 13A?

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Vor allem mit dem Kinderwagen gibt es Probleme.

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Viele warten auf den 13A.

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Der 13A ist die meistbeschimpfte Buslinie Wiens - zumindest, wenn es nach den Usern von derStandard.at geht. „13A? Nie wieder. Ich wohne an der Strecke, fahre in den Sommermonaten aber nie damit. Wenn ich schwitzen will, gehe ich laufen oder in die Sauna", meint etwa "Brot Pitt" und spricht damit offenbar vielen aus der Seele, wenn man hunderte Postings als Zeichen nimmt. derStandard.at hat sich im und um den 13A umgehört - ein Lokalaugenschein.

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"Mit dem Kinderwagen sind öffentliche Verkehrsmittel generell ein Problem. Der ständige Platzmangel auf meiner Stammstrecke macht die Situation natürlich noch unbequemer", sagt eine junge Mutter. Eine andere regelmäßige Nutzerin stört mehreres: "Das Problem mit der Linie ist neben dem Platzproblem vor allem die unglaubliche Hitze im Sommer. Die einzige Lüftung im Bus ist die kleine Luke am Dach, wo so gut wie keine Frischluft reinkommt. Im Sommer, wenn die Leute schwitzen und eng beieinander stehen, ist es besonders widerlich."

Bei den Wiener Linien nachgefragt erfährt man von Sprecher Dominik Gries, dass wegen der Hitze im 13A "eigentlich nicht so viele" Beschwerden kommen. Grundsätzlich sei "ein wachsender Teil unserer Busflotte klimatisiert", sagt Gries, denn seit „2005 werden nur noch klimatisierte Busse angeschafft. Diese Umstellung geht durch die kürzere Lebensdauer der Busse im Vergleich zu Straßenbahnen oder U-Bahnen deutlich schneller."

Straßenbahn 13 statt Buslinie 13A

Wie kann man die Probleme der Fahrgäste sonst lösen? Eine Alternative zum 13A wäre die Wiedereinführung der Straßenbahnlinie 13, die bis 1961 in Betrieb war. Diese wurde durch Doppeldecker-Busse ersetzt, die langfristig jedoch nicht überzeugen konnten. Bernhard Schandl erstellte gemeinsam mit Harald Jahn vor wenigen Jahren ein Konzept für eine neue Trassenführung, welches unter tramway.at abrufbar ist. Die Vorteile liegen für Schandl auf der Hand: "Ganz komprimiert gesagt: Höhere Kapazität bei geringerem Platzverbrauch und dadurch eine höhere Zuverlässigkeit", meint er. Denn: "Das größte Problem ist ja die Zuverlässigkeit. Es gibt regelmäßig Behinderungen, weil zum Beispiel jemand in der zweiten Spur parkt." Die Straßenbahn, weil schienengebunden, „hat den Vorteil, dass sie nicht so leicht verparkt wird. Andererseits sind die Fahrzeuge länger, können aber gleichzeitig problemlos in engen Gassen und dicht verbautem Gebiet fahren", meint der Konzeptautor und ehemalige Fahrgastbeirat der Wiener Linien zu derStandard.at.

Fahrgastbeirat plädiert für Straßenbahn

Im Fahrgastbeirat ist der 13A bzw. die Linie 13 immer wieder Thema, sagt der Vorsitzende Hermann Knoflacher: "Fast in jeder Sitzung wird urgiert." Der Fahrgastbeirat sei zwar dahinter, gut Ding brauche aber Weile, meint der emeritierte Universitätsprofessor. „Das Hauptproblem ist, dass die Bezirke auf den Parkplätzen hocken. Wir hängen in diesem veralteten Dschungel der Auto-orientierten Verkehrspolitik drin." Denn technisch wäre der 13er auf jeden Fall machbar, so Knoflacher. "Die neue, von Herrn Schandl vorgeschlagene Trassenführung ist eine ganz vernünftige."

Probleme auch für Busfahrer

Nicht nur Anrainer klagen über Lärmbelästigung durch den 13A, auch manche Busfahrer haben damit ein Problem. Zu derStandard.at sagt einer: "Auf der 13A-Linie zu fahren bedeutet viel Stress. Enge Gassen und kurze Stationen sind für uns Busfahrer immer stressig, auf dieser Linie ist aber das Passagieraufkommen um einiges größer." Immerhin fahre man schon „im drei Minuten-Takt. Das ist aber noch zu wenig."

"Fahrgastzahlen würden eine Straßenbahn rechtfertigen"

Die Wiener Linien wiegeln ab. Sprecher Dominik Gries: "Prinzipiell fahren wir mit einem sehr, sehr engen Takt, der üblicherweise auch ausreicht. Als Fahrgast ist es ja angenehm, dass die Intervalle sehr dicht sind." Auch die Auslastung sei „dort, wo sie liegen soll". Störungen - etwa durch Falschparker - können natürlich immer zu Schwierigkeiten führen. Die Busse würden aber mit denselben Problemen zu kämpfen haben, mit denen alle Verkehrsmittel im Individualverkehr zu tun haben. Und es sei sicher nicht so, dass "wir sehenden Auges in die Überfüllung fahren. Aber der 13A ist so stark frequentiert, dass die Fahrgastzahlen eine Straßenbahn rechtfertigen würden. Das ist eine legitime Forderung und Idee." Gleichzeitig würden die engen Gassen einen großen Umbau erfordern. Auch Parkplätze würden verloren gehen. "Es gibt manche Bezirke, die fänden es gut. Andere wollen sogar die jetzt vorhandenen Busspuren noch kürzen", sagt Gries. Das Projekt an sich gehe durch viele Bezirke und betreffe viele Interessen. So bald wird sich also nichts tun, meint Gries: "Im Masterplan der Stadt ist es nicht vorgesehen. Wir werden in absehbarer Zeit also nicht anfangen zu buddeln."

Mehr Fahrgäste durch neuen Hauptbahnhof

Ein wichtiger Punkt ist auch der neue, auf dem Areal des Südbahnhofs (einer Endstelle des 13A) entstehende Hauptbahnhof, sagt Konzeptautor Bernhard Schandl: "Damals, als wir das Konzept erstellt haben, war noch gar nicht sicher, ob der Hauptbahnhof überhaupt kommen wird. Jetzt wird er gebaut und gerade deshalb wäre es wichtig, dass die Verbindung modernisiert und leistungsfähiger gestaltet wird. Mit der Inbetriebnahme ist ja anzunehmen, dass diese Linie in Richtung vierter, fünfter und sechster Bezirk noch weiter genutzt wird."

Damit konfrontiert, sagt Gries: "Wir könnten ja wie bereits erwähnt von den Fahrgastzahlen auch jetzt schon eine Straßenbahn machen. Im Moment hat dies keine stadtplanerische Priorität." Denn: „Letztendlich ist das eine Frage der Stadt." (Julia Hold und Florian Gossy, derStandard.at, 20. Juli 2010)