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Der frühere US-Präsident Bill Clinton bei seiner Rede im Rahmen der Aids-Konfernz in Wien

Foto: AP/Ronald Zak

Wien - Der frühere US-Präsident Bill Clinton hat bei der Plenarsitzung der Internationalen Aids-Konferenz (AIDS 2010) in Wien neue Finanzierungsmodelle im Kampf gegen HIV-Infektionen gefordert. Die Finanzkrise dürfe keine Ausrede sein, dass das Gesundheitssystem für jeden erreichbar sein müssten, sagte Clinton. "Es ist es aber nicht". Als Alternativen dachte neue Formen der privaten Finanzierung an: Eine "große Anzahl von Menschen könne mit kleinen Spenden große Summen" lukrieren.

Auch seine eigene NGO, der Clinton Health Access Initiative (CHAI), die sich der Verbesserung der Aids-Bekämpfung in Entwicklungsländern verschrieben hat, und der "Global Fund", die größte Finanzierungsorganisation im Kampf gegen HIV/Aids, hätten in den vergangenen Jahren von Spenden profitiert. Von großen Spenden durch Privatpersonen oder durch kleine Beiträge, etwa durch Zuschläge beim Kauf von Flugzeugtickets.

Dieses System gelte es auszuweiten. "Warum schlagen wir nicht 50 Cent auf ein Ticket für eine Sportveranstaltung auf", nannte der frühere US-Präsident ein Beispiel. Auch bei der Erdbeben-Katastrophe auf Haiti hätten viele US-Bürger enorm geholfen, in dem sie über ihr Handy Organisationen wie dem Roten Kreuz geringe Summe zukommen hätten lassen, erinnerte Clinton. "Die Leute sind bereit zu geben, sie müssen aber wissen, wofür das ist."

"Job schneller und billiger machen"

Ein anderer Weg, den Kampf gegen Aids/HIV allen Problemen zum Trotz weiter zu finanzieren, sei eine Überprüfung der eigenen Kosten, sagte Clinton und erinnerte sich an ein Treffen mit Microsoft-Gründer Bill Gates, bei dem sie die Ausgaben seiner NGO und der "Bill & Melinda-Gates-Fondation" analysiert hätten. Dabei hätten sich Möglichkeiten zur Kostenreduktion gezeigt. "Es ist leicht zu sagen, dass die Regierung mehr Geld geben muss, aber auch wir müssen unseren Job schneller und billiger machen."

Auch in der internationalen Entwicklungspolitik müssten die Transferkosten verringert werden, indem auf mehr Selbstständigkeit der betroffenen Staate gesetzt werde. "Wir brauchen ein neues Modell für die Entwicklungsländer, zum Beispiel nationale Pläne." In zu vielen Länden gehe zu viel Geld verloren, durch Lieferkosten, infrastrukturelle Probleme oder einfach zu viele "Meetings". Aber: "Jeder Dollar, den wir verschwenden, stellt ein Leben aufs Spiel."

Er wolle niemanden "anklagen", so der Ex-Präsident der USA, aber wir müssen dieses Ländern helfen, ihre eigenen Verteilungssysteme zu verbessern. Wir müssen beim Geldausgeben weiser sein." Als positives Beispiel nannte Clinton Südafrika, wo Präsident Jacob Zuma eine "enorme Führungskraft" im Kampf gegen Aids entwickelt habe.

Auch einen Seitenhieb auf seine Heimat USA und die dort umstrittene Gesundheitsreform seines Nachfolgers Barack Obama konnte sich Clinton nicht verkneifen. "Es gibt zwei Möglichkeiten. Wir können demonstrierten und den Präsident schimpfen, oder vom Kongress mehr Geld fordern. Das zweite wäre wichtiger."

Clinton wehrte sich insbesondere dagegen, dass das Gesundheitswesen weltweit vor allem als Kostenfaktor gesehen werde: "Investitionen in Gesundheit sind gute Investitionen in die Wirtschaft. Wenn jemand ein Atomkraftwerk baut, kennt man erst nach 30 Jahren die Kosten. Aber Investitionen in die Gesundheit geben uns sehr viel an Gewinn zurück. Wenn man von Gesundheitskosten redet, ohne von dem daraus erwachsenden Gewinn spricht, ist das falsch. Wir brauchen gute wirtschaftliche Überlegungen, nicht eine dumme Sicht von Ökonomie." (APA)