Washington - Der BP-Konzern will sich im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko nicht nur auf den provisorischen Verschluss der Quelle am Meeresboden verlassen. Nach Ende eines kritischen Belastungstests des seit Donnerstag vorübergehend gestopften Bohrlochs solle es wieder geöffnet und das Öl aufgefangen werden, teilte der Einsatzleiter der Regierung, Admiral Thad Allen, in der Nacht zum Sonntag mit. Zugleich kündigte er an, dass der Probelauf angesichts des "erfolgreichen, vorübergehenden Stopps des Ölflusses" 24 Stunden länger als geplant und damit noch bis Sonntagabend (MESZ) dauern soll.

Öl auffangen und auf Schiffe leiten

Unmittelbar nach dem Ende des Tests werde man "unverzüglich" wieder damit beginnen, das Öl kontrolliert und ohne weitere Gefährdung der Umwelt aufzufangen und auf Schiffe zu leiten, hieß es ohne weitere Details. Die Kapazitäten für das Auffangen würden über die nächsten Tage erhöht, zudem komme eine besser sitzende Kappe über dem Loch zum Einsatz.

Allen erklärte, dass die derzeit laufenden Entlastungsbohrungen "der letztendliche Schritt" sein würden, die Ölfontäne zu stoppen. BP rechnet damit, dass bis zum Ende des Monats die Bohrung das außer Kontrolle geratene Steigrohr erreicht. Danach soll die Quelle mit Zement versiegelt werden, was laut BP Tage oder Wochen dauere.

Ein neuer Auffangzylinder über dem ramponierten Bohrloch war am Donnerstagabend geschlossen worden. Damit schoss zum ersten Mal seit Beginn des Umweltdramas vor rund drei Monaten kein Öl mehr aus der Quelle. Mit dem zunächst auf 48 Stunden angesetzten Test sollte herausgefunden werden, ob das Steigrohr im Meeresboden dem Druck standhält oder das Öl an einer anderer Stelle austritt. Am Samstag hatte es von BP geheißen, dafür gebe es keine Hinweise.

Laut Allen habe der Test "wertvolle Informationen" geliefert, die beim endgültigen Abdichten der Quelle für den Fall eines vorübergehenden Verschlusses während eines Hurrikans helfen würden.

Regelmäßige Drucküberprüfung

Ingenieure prüfen während der provisorischen Abdichtung alle sechs Stunden den Druck in dem Bohrloch. Steigende Werte bedeuten, dass die Abdichtung funktioniert. BP-Manager Wells räumte am Samstag ein, dass der Druck nicht so stark sei wie von den Experten erhofft. Grund könne sein, dass bereits seit Monaten Öl aus der Quelle ströme und dadurch in dem sich leerenden Reservoir der Druck generell sinke.

Seit dem Untergang der von dem Konzern betriebenen Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April, wobei elf Arbeiter getötet wurden, hatten sich Millionen Liter Rohöl ins Meer ergossen und die größte Ölpest in der Geschichte der USA verursacht. Der Konzern hat wegen der auf bis zu 100 Milliarden Dollar (76,9 Mrd. Euro) geschätzten Kosten der Umweltkatastrophe etwa die Hälfte seines Börsenwerts verloren. (APA)