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Karl-Heinz Grasser - ein Mann, ein Wort: Unschuldsvermutung.

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(Gartenlaube. Zwei Pfarrersköchinnen miteinander im Gespräch.)

DIE ERSTE: Also, jetzt reicht's mir wirklich, ich kündige. Jahrelang habe ich seine ganzen Schweinereien gedeckt (es gilt die Unschuldsvermutung). Dass er von der Kollekte regelmäßig was abgezweigt hat (es gilt die Unschuldsvermutung), dass er ständig b'soffen mit dem Auto unterwegs war (es gilt die Unschuldsvermutung), ich hab‘ alles gewusst, aber immer bin ich hinter ihm gestanden, immer habe ich falsch ausgesagt für ihn (es gilt die Unschuldsvermutung). Und was der Verhältnisse gehabt hat! (Es gilt die Unschuldsvermutung.) Mit der Lehrerin (es gilt die Unschuldsvermutung), mit der Frau vom Bürgermeister (es gilt die Unschuldsvermutung), mit der Chorleiterin (es gilt die Unschuldsvermutung), wahrscheinlich überhaupt mit dem ganzen Chor (es gilt die Unschuldsvermutung)! Hat mir alles nichts ausgemacht, hab‘ ich immer drüber weggesehen. Aber vorgestern! Vorgestern mach‘ ich ihm zum Mittagessen einen falschen Hasen (es gilt die Unschuldsvermutung), und weißt du, was er sagt? Weißt du, was der zu mir sagt?!

(Sie flüstert der Zweiten etwas ins Ohr.)

DIE ZWEITE (entsetzt): Jesus, Maria und Josef! (Es gilt die Unschuldsvermutung.)

(Vorhang)