Erst kommt der Müll vor die Tür, dann der Jüngling ins Bett: Courteney Cox in "Cougar Town" .

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Er: Sex! Im Morgengrauen! Am Strand! Sie: Reizend! Und jetzt, was ich daran nicht mag: viel zu früh. Überall Sand. Und: Stechmücken. Warum bringst du mich nicht vom Strand in ein nettes Hotel? - Wo sie landen: Abends, in den heimischen vier Wänden, im eigenen Bett. Statt Sex im Sand verlässlicher Alltag in Cougar Town, der US-Serie, die ab kommenden Montag im ORF für verschwitzt-frivole Unterhaltung sorgt.

Ein "Cougar" (zu Deutsch: Puma) ist im englischen Sprachgebrauch eine Frau ab vierzig, die sexuelle Kontakte zu jüngeren Männern sucht. Immobilienmaklerin Jules lädt zum Auftakt einen muskelbepackten Schönling ins Bett und schert sich weder um Klischees noch um ihren prolligen Exehemann noch um ihren 16-jährigen Nachwuchs.

Das Phänomen der "Cougars" ist in den USA inzwischen dermaßen präsent, dass längst von einer "Puma-Bewegung" gesprochen wird. Um dem Prototypen vollends zu entsprechen, sind Cougars geschieden, haben wenigstens ein Kind und machen moderate Karriere.

"Puma" Mrs. Robinson

In Film und Fernsehen haben die Cougars ebenso Tradition: Mrs. Robinson zählt dazu, die dem wissbegierigen Dustin Hoffman einschlägigen Sexunterricht gab. Wie viele Jünglinge Samantha aus Sex and the City abschleppte, lässt sich vermutlich gar nicht zählen. Diesmal war es an Courteney Cox Arquette, sich mit Frischfleisch zu versorgen. Den Umgang mit coolen Freunden ist Cox gewohnt: In der US-Sitcom Friends war sie damit bestens versorgt. Jules' Vorbild ist aber weniger die coole Sam, denn eine sexuell-verwirrte Susan Mayer aus Desperate Housewives: Wenn es in die Betten geht, agiert die geschiedene Vierzigjährige wie beim ersten Mal: hektische Vorkehrungen inklusive Kosmetikstudiobesuch mit rabiater Enthaarung, eiliges Schmücken und Einparfümieren der Bettstatt, flotte Sit-ups, um die Weichteile noch schnell wegzuturnen. Dass es dann nicht so super war, darf nicht verschwiegen werden. Und so wird mit Freundinnen eifrig Dirty-Talk geführt.

Paradebeispiel moderner Fernsehproduktion

Die Quoten von Cougar Town waren anfangs mager, besserten sich relativ schnell. Was aus der Serie wurde, ist letztlich Ergebnis gründlicher Marktforschung und gilt als Paradebeispiel moderner Fernsehproduktion. Weil das mehrheitlich weibliche Zielpublikum vom Grundthema "tolldreiste Abenteuer einer bubenverschlingenden Vierzigjährigen" eher wenig begeistert waren, kamen Jules' Freunde im Laufe der 24 Folgen der ersten Staffel mehr ins Spiel. Die "Puma" -Qualitäten der Hauptdarstellerin gingen unter.

Inzwischen wirkt das Ganze wie eine holprige Version von Ellen, mit mehr Außenaufnahmen und vermutlich ohne Jules' Coming-out. Dass die Serie mit dem ursprünglichen "Puma" rein gar nichts mehr zu tun hat, nagt auch an Serienerfinder Bill Lawrence, der zum US-Start der zweiten Staffel gar eine Namensänderung überlegt.

Der ORF versucht mit Cougar Town das weibliche Publikum von den Schanigärten fernzuhalten. Ob es gelingt? Für US-Comedies gibt es im deutschsprachigen Fernsehen traditionell eher keinen Mittelweg: Entweder sie werden zum Langzeiterfolg und dann in Endlosschleife abgespielt (siehe Malcolm in the Middle oder Two and a Half Men) - oder gehen gnadenlos unter (siehe Seinfeld). (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 17./18.7.2010)