Wilhelm Baum et al., "Das Buch der Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus in Kärnten" . € 29,00 / 847 Seiten. Kitab-Verlag, 2010

Foto: Kitab

Als er die teuren Lederstiefel der beiden neuen Rekruten sah, merkte der Kärntner-Slowenische Partisane Ivan Županc gleich, dass etwas an den Herren faul war. Seine Schwester Maria Olip hatte die beiden Männer an diesem Oktobertag 1942 zu dem Treffen der "Grünen Kader" in die Gallobkeusche nach Ebriach in Südkärnten mitgebracht. Županc behielt recht: Die beiden Neuzugänge stellten sich als Nazi-Spitzel heraus. Er und sein Kamerad Stane Mrhar konnten sich in letzter Sekunde durch einen Sprung aus dem Fenster retten und flohen in die dicht bewaldeten Berge.

Ein Jahr später wurde Županc im Kampf verwundet und gefangengenommen. Im Spital verhörte ihn die Gestapo, am 13. Oktober 1943 erlag er seinen Verletzung. Er war einer von hunderten Kärntner Slowenen, die im Widerstand gegen die Nazis starben.

Die Kärntner Slowenen hätten "durch den Widerstand ihrer Minderheit gegen Hitler die Ehre Kärntens gerettet, schreibt Peter Handke, dessen Mutter slowenischsprachig war. Die Partisanen waren meist einfache und kaum gebildete Leute, Bauern und Holzfäller, Wilderer und Schmuggler. Doch sie leisteten den einzigen organisierten, bewaffneten Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf österreichischem Boden.

Mehr als Einzelschicksale

Ihnen und den anderen Opfern des NS-Regimes ist das Buch der Namen von Verleger Wilhelm Baum und Kärntner Historikern gewidmet. In akribischer Arbeit haben sie die Namen und zum Teil die Werdegänge der Kärntner Nazi-Opfer aufgezeichnet wie jenen von Ivan Županc. "Jede historische Aussage, jede rationale Analyse über die Nazizeit erzielt nur dann eine nachhaltige Wirkung bei uns Alltagsmenschen und Nichthistorikern, wenn sie auf das Erzählen von Einzelschicksalen aufgebaut ist" , begründet Baum sein Werk, das im Juni in seinem Kitab-Verlag erschien.

Das Buch ist der erste Versuch dieser Art und bleibt daher "provisorisch" , wie die Autoren schreiben, ist darum aber nicht weniger verdienstvoll. Leider krankt das Werk an einem mehr als nachlässigem Redigat, die Erzählungen in den Begleittexten kommen oft etwas unzusammenhängend daher. So erfährt der Leser etwa im Beitrag zu den Partisanen, dass diese der Wehrmacht im August 1944 "ihre größte Niederlage" in Kärnten zufügten, jedoch nicht, was damals genau passierte. Auch strotzt das Buch vor orthografischen Fehlern und dislozierten Beistrichen.

Dies ist umso ärgerlicher, als dass mit dem "Buch der Namen" ein bedeutender Beitrag für die Aufarbeitung der schwierigen Geschichte Kärntens geleistet wird. (Alexander Fanta/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18. 7. 2010)