398.300 Euro (4. Platz unter den Top Ten) bewilligte ein deutscher Bieter für Giorgio Morandis Landschaft aus dem Jahr 1935.

Foto: Dorotheum

Allem Hurra-Getue zum Trotz: Die Stimmung auf dem österreichischen Kunstmarkt war schon einmal besser. Kunst in einer Preisklasse von bis zu 30.000 oder 50.000 Euro ("Mittelware" ) ist bei Messen und in Auktionssälen weniger gefragt als zuletzt. Das Publikum agiere wählerischer, lautet das gängige Argument.

Womöglich haben aber Avancen zu Steuerreformen dem Mittelstand schlicht die Freude am spontanen Kunstkauf verdorben. Bei Ware im Wert von maximal 3000 Euro herrscht weitgehend Flaute. Selbst die oberen Preisregionen - ab 100.000 Euro, international also Kategorie Mittelware - blieben vom selektiven Investitionsgehabe Herrn und Frau Österreicher nicht verschont.

Vor allem bei zu hohen Limits - meist Vorgaben beratungsresistenter Verkäufer - kannte das Publikum im Auktionsbereich zum Teil kein Erbarmen, während man für moderat taxiertes wiederum deutlich mehr auszugeben bereit war, als die Experten erhofft hatten. Solche unkalkulierbaren Kleinsensationen führten unterm Strich sogar zu besseren Halbjahresbilanzen als im Vorjahr.

Bei Hassfurther stieg der Umsatz mit einer zusätzlichen Auktion auf 3,65 Millionen Euro - vergleichsweise belief sich sein Jahrestotal 2009 auf 3,83 Millionen. Im Kinsky verbuchte gegenüber 2009 einen leichten Rückgang um 5,4 Prozent auf 13,24 Millionen Euro, der aber auf einen Termin weniger zurückzuführen ist. Das Dorotheum will keine detaillierten Zahlen veröffentlichen, notiert aber dennoch mit dem beste Auktionshalbjahr in der Geschichte des Unternehmens. Allein die in den ersten zwei Auktionswochen erteilten Zuschläge summierten sich auf 31,98 Millionen Euro gegenüber 18,55 Millionen im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Eine Performance, die auch die Liste der zehn höchsten Zuschläge spiegelt, bei der das Dorotheum klar dominiert. Gegenüber 2009 fiel Zeitgenössisches aus dem Ranking und gewannen Alte Meister an Terrain. Für die Herbstauktionen avisierte Rekordkandidaten könnten das Feld bis Ende des Jahres noch deutlich aufmischen.

Nur, eine Lücke wird der Markt in den nächsten Monaten wohl definitiv nicht schließen können: jene, die Rudolf Leopold als Käufer, hartnäckiger Gegenbieter und damit willkommener Preistreiber hinterlässt. In Zahlen ausgedrückt könnten sich die Umsatzeinbußen nach seinem Tod auf bis zu 20 (Auktionshäuser), wenn nicht 50 Prozent (Kunsthandel) belaufen. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 17./18.07.2010)