Einen Weltrekord inklusive.

Die eine oder andere Überraschungen halten Gemälde Alter Meister immer noch parat, die jedoch nicht immer erfreulicher Natur sein müssen. Dieses kleine Lehrstück erteilte die von Christie's und Sotheby's am 6. und 7. Juli kurz vor der mehrwöchigen Sommerpause in London ins Rennen geschickte Entourage. Allein das Spartensiegel ist nämlich kein Verkaufsgarant, ein Drittel der angebotenen Ware blieb unbeboten, und die Absatzquoten fielen nach 2009 neuerlich entsprechend ab. Gut, im Vergleich zu den in der Alpenrepublik verzeichneten Quoten unterhalb der 50-Prozent-Marke sind 70 (Christie's) und 68,4 Prozent (Sotheby's) immer noch mehr als stattlich. Aus internationaler Sicht bleiben 18 (von 57) bzw. 20 (von 67) unverkaufte Meister aber nicht unbemerkt. Der Erfolg ist eben ein launischer Piepmatz, die Sammler derzeit so wählerisch wie schon lange nicht.

Mit einem Total von 42,33 Millionen Pfund (51,01 Mio. Euro) verbesserte Christie's seine Bilanz gegenüber dem Vorjahr, als man in der Vergleichssitzung gerade einmal die Hälfte zusammenklopfte, deutlich. Den Löwenanteil trugen aktuell die aus der Sammlung des Earl Spencer stammenden Trophäen bei: Für Guernicos König David bewilligte der Londoner Handel 5,19 Millionen Pfund (6,25 Mio. Euro), Rubens Bildnis eines Kommandanten sicherte sich mit Konrad Bernheimer ein Münchener Kollege im Auftrag eines Kunden bei neun Millionen Pfund (10,84 Mio. Euro).

Rekord für Rom

Für das an die Nachkommen Baron András Herzogs restituierte und ehemals für das Führermuseum in Linz vorgesehene Porträt des Nürnberger Geschäftsmanns Sigismund Baldinger von Georg Pencz machte der Händler Alfred Bader den unteren Schätzwert locker. Die Erbengemeinschaft darf sich nun über 5,64 Millionen Pfund bzw. umgerechnet 1,94 Milliarden Forint freuen.

Das Rennen um den besseren Wochenumsatz entschied allerdings Sotheby's für sich: Mit 53,48 Millionen Pfund (64,29 Mio. Euro) überflügelte man nicht nur die 2009er- (36,02 Mio. Pfund), sondern auch die 2008er-Marke (51,45 Mio. Pfund). Zu verdanken hat man das vor allem dem kauflustigen Kuratorenteam des Getty Museum (Los Angeles), in dessen Auftrag der Kunsthandel fünf potenzielle Interessenten für Turners in goldenes Abendlicht getauchte Ansicht von Rom mit einem Rekordgebot von 29,72 Millionen Pfund (35,72 Mio. Euro) in die Flucht schlug. (kron, ALBUM – DER STANDARD/Printausgabe, 17./18.07.2010)