Die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika ließ die Kassen heimischer Wettanbieter ordentlich klingeln. Der börsenotierte Internet-Glücksspielkonzern bwin steigerte seine Bruttospielerträge (Einsätze minus Gewinne) gegenüber der EURO 2008 in Österreich und in der Schweiz um knapp 40 Prozent auf im Schnitt 1,1 Mio. Euro pro Tag. Da es bei der diesjährigen WM einige unerwartete Spielausgänge gab - an Außenseitersiegen verdienen die Buchmacher am meisten - waren auch die Margen der einzelnen Unternehmen deutlich höher. bwin verzeichnete eine Sportwettenmarge von 9,1 Prozent, bei der EURO 2008 waren es 8,3 Prozent und bei der WM 2006 nur 6,7 Prozent gewesen. Für tipp3 war die WM "ein Traum", wie Vorstandschef Philip Newald der APA am Dienstag sagte.

213.000 Neukunden

Bei bwin gaben während der WM insgesamt rund 900.000 Kunden 30 Mio. Wetten ab, teilte das Unternehmen heute mit. Außerdem konnten 213.000 Neukunden gewonnen und 90.000 frühere Kunden reaktiviert werden.

Bei tipp3 wurden während des Mega-Events in Südafrika etwa zwei Mio. Wetten abgeschlossen bzw. 700.000 Scheine abgegeben. Die Gesellschaft im Mehrheitseigentum der Lotterien und Casinos Austria erzielte im Juni einen dreimal so hohen Umsatz wie in einem "normalen" Juni, sagte Newald, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen. Die WM bescherte tipp3 darüber hinaus einen "überproportional hohen Anteil an Neukunden". Auch der Frauenanteil war mit bis zu zehn Prozent deutlich höher als unterm Jahr, was Newald unter anderem auf die breite Berichterstattung über Südafrika zurückführt.

Hype

Überhaupt seien die tipp3-Kunden "extrem großereignisaffin". Wenn ein Hype wie bei der WM entsteht, gäben auch Trafikbesucher, die sonst nicht wetten, den einen oder anderen Tipp ab. Vor allem das Weiterkommen Deutschlands habe der WM zusätzlichen Schwung verliehen. Wenn die heimische Elf nicht mitspielt, sei das Interesse an den Nachbarn hierzulande - trotz Hassliebe - groß. "Ideal war auch, dass es keine Zeitverschiebung gab", so der tipp3-Boss.

Am meisten wurde auf das Halbfinalspiel Deutschland-Spanien getippt, sagte Newald. Auch bei bwin wurden auf dieses Match am meisten Wetten, nämlich 440.000, abgegeben. Die bwin-Buchmacher hatten Deutschland als Favoriten gehandelt, sodass bwin bei diesem Spiel Geld in den Sand gesetzt hat. "Bei uns wird richtig viel auf Deutschland gesetzt", erläuterte Unternehmenssprecherin Katharina Riedl. Für tipp3 war das Match Deutschland-Spanien laut Newald hingegen "das beste". Das Finale Niederlande-Spanien war bei den Kunden beider Unternehmen nur das zweitbeliebteste.

"Generell sind bei uns auf alle Deutschland-Spiele am meisten Einsätze eingegangen"

Bei Interwetten wurden auf das Match Deutschland-Australien (Mainbook und Live-Wetten) am meisten Tipps abgegeben, so PR Manager Michael Summer. Auch Kunden von bet-at-home.com setzten auf dieses Spiel am meisten Geld. "Generell sind bei uns auf alle Deutschland-Spiele am meisten Einsätze eingegangen", sagte Unternehmensprecher Claus Retschitzegger. bet-at-home.com fuhr im Juni den höchsten Umsatz seit seinem Bestehen ein und erfreut sich ebenso wie Interwetten über einen starken Zuwachs bei Neukunden und Reaktivierungen.

Zur "deutlich" höheren Marge bei Interwetten haben unter anderem die Spiele Spanien-Schweiz (0:1), England-Algerien (0:0) und Deutschland-Serbien (0:1) beigetragen. Auch bwin profitierte laut Riedl von den Außenseitersiegen in der Gruppenphase.

Trends

Newald sprach von einem "sehr ausgewogenen Verhältnis" zwischen Favoriten- und Überraschungssiegen. tipp3 verzeichnete bei der WM einen Internetanteil von 15 Prozent, bei der EURO 2008 waren es erst knapp 10 Prozent gewesen. Bei Interwetten setzte sich bei der WM der Trend zum Live-Wetten fort. Teilweise waren die Umsätze mit Live-Wetten um bis zu zehnmal so hoch wie bei Spielen internationaler Top-Ligen, so Summer.

tipp3 bietet keine Live-Wetten an. Ob auch tipp3 seine Preise erhöhen wird, wollte Newald nicht kommentieren. Lottospielen wird wie berichtet teurer, ein Tipp kostet künftig 1,10 statt 1 Euro, dafür gibt es mehr Gewinnmöglichkeiten. (APA)