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Ein Mann verfolgt in Havanna das vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlte Interview mit Fidel Castro.

Foto: AP/Franklin Reyes

Havanna - Kubas betagter Revolutionsführer Fidel Castro ist erstmals seit langer Zeit wieder im Fernsehen aufgetreten. Der 83-jährige Ex-Präsident zeigte sich am Montagabend (Ortszeit) in einer vom kubanischen Fernsehen ausgestrahlten Sendung in augenscheinlich stabiler gesundheitlicher Verfassung und guter Laune. Während der Sendung kritisierte er die USA massiv und warf Washington unter anderem vor, für den Untergang der südkoreanischen Korvette "Cheonan" Ende März verantwortlich zu sein. Damit hätte ein Krieg zwischen Süd- und Nordkorea entfesselt werden sollen. Zugleich warnte er vor den wachsenden Gefahren eines Krieges mit dem Iran.

Castro saß in einem Büro vor einem Tisch voller Papiere und wurde vom Moderator der Sendung "Mesa Redonda" nach der Sicherheitslage unter anderem im Nahen und Mittleren Osten befragt. Er sprach flüssig und lange. Castro, der vorige Woche das erste Mal seit vier Jahren öffentlich aufgetreten war, trug ein kariertes Hemd und eine grau-blaue Trainingsjacke. Der Ex-Präsident hatte 2006 nach einer Darmoperation die Amtsgeschäfte als Staatschef an seinen Bruder Raúl Castro abgetreten.

Castro war zuletzt im Sommer 2009 auf Videoaufnahmen im Fernsehen zu sehen gewesen. Die jüngsten öffentlichen Auftritte Fidel Castros fallen zeitlich zusammen mit einer der größten Freilassungen von Dissidenten auf Kuba seit Jahren. Die katholische Kirche in Kuba hatte vergangene Woche erreicht, dass 52 politische Gefangene freikommen sollen.

Die ersten sieben politischen Gefangenen wurden am Montag (Ortszeit) freigelassen. Die Ex-Häftlinge seien zum Flughafen gebracht worden und hätten dort ihre Familien getroffen, sagte einer der Dissidenten, Omar Ruiz. Danach flogen die Regimekritiker mit ihren Angehörigen ins Exil nach Spanien. Dabei handelt es sich um Dissidenten, die seit einer Razzia gegen 75 Aktivisten im Jahr 2003 noch immer in Haft saßen.

Bis alle 52 Regimekritiker freigelassen sind, wird es wohl noch Monate dauern. Es wäre die größte derartige Häftlingsfreilassung seit einer Amnestie für 299 Gefangene nach einem Kuba-Besuch Papst Johannes Pauls II. 1998. Unter den Freigelassenen waren damals etwa 100 politische Gefangene. (APA/apn)