Nach dem Fall des Regimes von Saddam Hussein gab es eine Bevölkerungsgruppe im Irak, der es besonders schlecht erging: die Palästinenser. Sie wurden nach 2003 diskriminiert, angegriffen und vertrieben. Die Iraker rächten an ihnen den zynischen Populismus ihres früheren Präsidenten, der weiter Geld und Hilfe nach Palästina gelenkt hatte, als im eigenen Land die Menschen bereits selbst nichts mehr hatten.

In Libyen leidet die große Masse keine Not, es handelt sich immerhin um ein - jetzt wieder auch vom Westen einigermaßen hofiertes - funktionierendes Ölland. Die reiche staatliche Stiftung des Gaddafi-Sohns kann sich die Palästinenserhilfe durchaus leisten. Die Libyer haben jedoch mit den Bewohnern von Gaza trotzdem das Leiden an einem bösen Mangel gemeinsam: dem an Freiheit. Wobei das in arabischen Ländern übliche Paradoxon, dass man in einem anderen Land die Islamisten unterstützt, die man im eigenen umbringt, auch hier zutrifft.

Hilfe für Gaza ist gut und nötig, genauso wie sich dafür einzusetzen, dass dieser große Kerker, in dem viele Unschuldige eingesperrt sind, geöffnet wird. Wer sich da jetzt aller an Gaza profilieren will, ist in höchstem Maße unappetitlich. Aber abstellen lässt sich das nur auf politischem Weg und nicht durch Kommandoaktionen - bei denen die Israelis "Terroristen" anzutreffen erwarten, dann jedoch bass erstaunt sind, wenn diese raufen wollen. (Gudrun Harrer /DER STANDARD, Printausgabe, 13.7.2010)