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Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi. Die Entsendung des Hilfsschiffs ist laut Gaddafi-Fonds "nicht politisch motiviert".

Foto: Reuters/Zetouny

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Israel will die Hilfslieferung der "Gaddafi International Charity and Development Foundation" auf diplomatischem Weg gestoppt haben.

Foto: AP/Thanassis Stavrakis

Ein von Libyen aus organisiertes Schiff mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen ist am Samstag aus einem griechischen Hafen ausgelaufen, doch diesmal erwartet niemand eine blutige Konfrontation mit der israelischen Marine. Nach weitverzweigten diplomatischen Bemühungen hatte es am Wochenende in Israel schon geheißen, die "Amalthea" , die für die Aktion in "El-Amal" umgetauft wurde, würde gar nicht Gaza ansteuern. Die griechischen Behörden hatten bestätigt, dass das offizielle Ziel des unter moldauischer Flagge fahrenden Schiffs das ägyptische El-Arisch sei. Doch Jussef Sawani, Leiter des "Gaddafi-Fonds für internationale Wohlfahrt und Entwicklung" , dementierte: "Unsere Absicht ist es, wie erklärt, nach Gaza zu kommen."

Das Schiff führt 2000 Tonnen an Hilfsgütern mit, darunter auch einen Generator, aber vor allem Grundnahrungsmittel wie Reis, Zucker und Öl. Laut Sawani ist die Mission "keine Propaganda-Aktivität und nicht politisch motiviert" , sondern "eine friedliche humanitäre Mission" . Israelische Politiker und Kommentatoren sprachen hingegen wieder von einer "politischen Provokation" , denn es gebe im Gazastreifen "keine humanitäre Krise" und keinen Mangel an diesen Gütern, die besonders nach der Lockerung der Blockade frei eingeführt werden könnten. Der Kapitän wurde aufgerufen, die Waren in El-Arisch oder im israelischen Hafen von Aschdod auszuladen. Sie könnten dann nach einer Kontrolle auf dem Landweg in den Gazastreifen gelangen.

Israel intervenierte

Israel hatte in Griechenland, Moldau, Ägypten, bei der UNO und indirekt auch in Libyen interveniert, um den drohenden Zusammenstoß mit der "El-Amal" abzuwenden. Zuletzt schätzte man, dass das Schiff frühestens Dienstag in Küstennähe auftauchen würde. Laut israelischen Medien soll es dann von Kampfschiffen "begleitet" werden. "Dieses Schiff wird Gaza nicht erreichen" , sagte der israelische Minister Usi Landau. "Wir sind in einem Kriegszustand, und es ist unsere Pflicht, darüber zu wachen, dass unseren Bürgern nichts geschieht und keine Waffen durchgeschmuggelt werden." Die Israelis rechneten für den Ernstfall mit keinem aktiven Widerstand, schon deswegen, weil bloß zwölf Besatzungsmitglieder und höchstens 15 Aktivisten an Bord sind. Auf der türkischen "Mavi Marmara" , auf der es nach der Enterung am 31. Mai zu Kämpfen gekommen war und neun Türken erschossen worden waren, hatten sich hunderte Passagiere befunden. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 12.7.2010)