Wien - Die von der Kirche eingesetzte Opferanwältin Waltraud Klasnic stellt für die nahe Zukunft eine weitere Anzeige in Aussicht. "Es ist noch nicht so weit, aber da kommt sicher noch etwas", sagte sie am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal". Zuletzt hatte die Kommission unter Klasnic' Vorsitz ihre erste Sachverhaltsdarstellung eingebracht, und zwar gegen den Orden der Schulbrüder. Informationen aus der Kommission, dass es sich um insgesamt 20 Opfer, und zwar an den Standorten Wien-Strebersdorf und Bad Goisern, handle, die vornehmlich Gewaltvorwürfe erhoben haben, wollte sie nicht kommentieren, da sie zu Einzelfällen keine Stellung nehme.

Kommende Woche habe sie dazu einen Termin bei der Staatsanwaltschaft, kündigte Klasnic an. In Absprache mit den Betroffenen werde sie dabei "alle Fragen beantworten". Vor allem ein Betroffener hatte in den vergangenen Tagen große Aufmerksamkeit in den Medien gehabt, da sein Fall bereits schon einmal gerichtsanhängig war, das Verfahren aber eingestellt wurde. "Die Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ist nicht auf diesen Fall konzentriert - es geht um Fälle", hielt Klasnic aber fest. Von Seiten der Schulbrüder war die Sachverhaltsdarstellung als "völlig nebulos" bezeichnet worden. Auch die Behörde selbst hatte sie für "sehr vage" befunden.

Für die neue Anzeige "muss man noch etwas klären", aber grundsätzlich sei fix mit ihr zu rechnen. Hier gehe es nicht um die Schulbrüder, sagte Klasnic, nannte aber keine weiteren Details. Gegenwind aus der Kirche verspüre sie übrigens nicht, versicherte sie. Die Kommission gehe bei Entscheidungen über Anzeigen nach den Richtlinien vor und im Einvernehmen mit den Opfern.

Ein Großteil der an die Anwaltschaft herangetragenen Fälle - rund 300 - liegen bereits "länger als 20 Jahre" zurück. Und "es ging nicht nur um Priester, sondern auch um Nonnen", berichtete Klasnic. Hier läge der Schwerpunkt allerdings auf "Gewalt und der Behandlung von Kindern, die sich nicht wehren können, in einer Form, die sie ein Leben lang nicht vergessen können". Klasnic appellierte an mögliche Betroffene, sich zu melden, "im besonderen noch im Laufe des heurigen Jahres. Nicht, dass wir aufhören, aber damit wir einen Überblick haben." Eine Gesamt- oder gar Maximalsumme für Entschädigungen sei "nicht das Thema", versicherte sie.

Mit dem Anwalt Werner Schostal - er hatte im Namen von 131 Opfern bis zu 130.000 Euro Schadenersatz pro Person gefordert - habe es ein erstes Gespräch gegeben, im Oktober soll ein weiteres folgen. "Es geht um ein gemeinsames Vorgehen", so Klasnic. Wobei für sie klar ist: "Wenn man sich des Opfers annimmt, dann hat man für verjährte Fälle das Angebot der Kommission anzunehmen, weil es kein anderes geben wird." (APA)