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Roboterarme im Einsatz beim Öl-Leck.

Foto: AP

Washington - Nach immer neuen Fehlversuchen kann BP nun möglicherweise endlich einen Erfolg vorweisen: Experten des britischen Konzerns haben fast drei Monate nach der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko einen neuen, 100 Tonnen schweren Zylinder über das Leck in 1.500 Metern Tiefe gestülpt. Ob die Konstruktion so dicht ist, dass tatsächlich kein Öl mehr direkt ins Meer strömt, stand am Dienstag zunächst noch nicht fest. Der bisherige "Deckel" saß nur locker auf dem Bohrloch und fing lediglich einen Bruchteil des ausströmenden Rohöls auf.

Neues Moratorium

Die US-Regierung verhängte unterdessen ein neues Verbot von Tiefseebohrungen. Gerichte hatten kürzlich ein erstes sechsmonatiges Moratorium für nichtig erklärt, da der Schritt nicht ausreichend begründet sei. Menschen und Natur müssten vor den Gefahren neuer Bohrungen geschützt werden, sagte Innenminister Ken Salazar am Montag. Der Bohrstopp soll zunächst bis Ende November gelten. Bis dahin soll geklärt werden, wie es zu dem Unglück vor der US-Küste kommen konnte und wie sich derartige Vorfälle mit neuen Vorgaben und Regeln verhindern lassen.

Kritiker merkten an, das Moratorium versetze der Wirtschaft der betroffenen Regionen einen weiteren Schlag und werde Arbeitsplätze kosten. Mary Landrieu, demokratische Senatorin des Bundesstaates Louisiana, bezeichnete den Aufschub dem Sender CNN zufolge als "unnötig" und "wenig durchdacht".

Die Vereinten Nationen nahmen die Ölkatastrophe zum Anlass, den größten Konzernen der Welt beim Umweltschutz schwere Versäumnisse vorzuwerfen. "Das natürliche Kapital der Welt wird im großen Stil vernichtet", warnte UN-Umweltchef Achim Steiner in der "Süddeutschen Zeitung". "Der Raubbau an der Natur durch die Wirtschaft setzt sich seit Jahren ungebremst fort."

Arten sterben schneller aus

Wildnis, Arten, Lebensräume und Ökosysteme verschwänden in nie dagewesenem Tempo. Eine aktuelle Schätzung des UN-Umweltprogramms (UNEP) kommt zum Ergebnis, dass die Arten heute 100 Mal schneller aussterben, als es die Evolution vorgibt. Die UN beziffern die Umweltschäden, die allein die 3.000 größten Unternehmen der Welt durch den Missbrauch natürlicher Ressourcen, durch Verschmutzung von Luft oder Gewässern sowie das Aussterben von Arten verantworten, auf 1,7 Billionen Euro.

In Brüssel will sich EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Mittwoch mit den Managern in der Nordsee aktiver Ölkonzerne treffen, um über neue Regelungen für die Bohrungen dort zu sprechen. Angedacht sind etwa die Ausarbeitung von Notfällplänen und schärfere Auflagen und Kontrollen.

Seit dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" nach einer Explosion vor rund elf Wochen fließen nach Schätzungen Tag für Tag 8.200 Tonnen Rohöl ins Meer. Die schwerste Ölpest in der US-Geschichte hat bereits weite Abschnitte der US-Golfküste verseucht.

Selbst wenn sich die Operation "Top Hat 10" als erster großer Erfolg erweist, werden bis zur endgültigen Lösung des Problems noch Wochen vergehen. Erst Mitte August sollen die beiden Entlastungsbohrungen zum Ursprung der Quelle fertig sein. Durch sie soll das Steigrohr mit Schlamm und Zement verschlossen werden.

(APA/dpa)