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Immer wieder führt das lasche internationale Vorgehen gegen den Klimawandel zu Protesten, wie hier in London.

Foto: Reuters/MacGregor

Mit Hilfe von viel mehr Experten will der UN-Klimarat den nächsten Bericht zum Zustand der Erderwärmung erstellen. Auch 13 Wissenschafter aus österreichischen Institutionen sind dabei. 

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Wien/Genf - Das Ansehen des UN-Klimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) war erst in diesem Frühjahr arg ins Wanken gekommen. Da wurden grobe Schnitzer bekannt, die sich in den letzten IPCC-Bericht eingeschlichen hatten: Fehler, was das Abschmelzen der Gletscher betrifft oder irrige Basisannahmen, die wiederum zu falschen Prognosen führten.

Trotz der auch international laut gewordenen Kritik am IPCC: Für Wissenschafter ist es weiterhin äußerst ehrenvoll, an den Klimaberichten mitzuarbeiten. Mehr Experten denn je haben sich dafür beworben, für den nächsten, fünften Sachstandsbericht zur Erderwärmung Expertise liefern zu dürfen. Das IPCC konnte aus 3000 Bewerbungen wählen, und das, obwohl die Institution für die Expertise nichts zahlt und auch keine Kosten übernimmt.

13 Experten aus Österreich

Die 831 Wissenschafter, die den Bericht formulieren dürfen, stehen nun fest. Auch 13 Experten aus österreichischen Institutionen werden daran mitarbeiten, wobei gleich neun aus dem "International Institute for Applied Systems Analysis" (IIASA) in Laxenburg kommen. Die IIASA-Leute hätten besondere Expertise bei der Klima und Energiemodellierung, heißt es dazu. Das heißt: Die 40 Szenarien, die in den Berichten verschiedene Prognosen für die Zukunft entwerfen, entstehen auch aufgrund von IIASA-Berechnungen, erläutert Reinhard Mechler, der auch zum Österreich-Team gehört.

Das IPCC und ihr Chef, der Inder Rajendra Pachauri, haben aus den Schwierigkeiten der Vergangenheit gelernt. Man wolle die Arbeit zu den Berichten offener gestalten, heißt es, und eine stärkere Qualitätskontrolle einziehen. Offensichtliches Bemühen dafür ist, dass mit 831 Experten eine noch größere Anzahl von Wissenschaftern mitarbeitet. Beim letzten Bericht waren es nur 559 Personen gewesen. Wichtigste Neuerung ist, dass die aus drei Teilen bestehenden Berichte das nächste Mal 2013/14 nicht auf einen Schlag veröffentlicht werden, sondern schrittweise, mit Pausen von einem halben Jahr dazwischen. Dies sei logisch und weniger fehleranfällig erläutert Reinhard Böhm von der Zentalanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg), da der letzte Teil, der auch politische Handlungsanweisungen enthält, auf den ersten beiden Berichten aufbaut.

Kritik am IPCC

Der Meteorologe Böhm ist diesmal nicht dabei und darüber verstimmt. "Ich habe eine Meldung bekommen, dass ich nicht mehr dabei bin. Ohne Angabe von Gründen", sagt er. Außerdem weigere sich das Lebensministerum, Kosten zu übernehmen. Böhm hatte das IPCC in der Vergangenheit zu seiner rigiden Öffentlichkeitspolitik kritisiert. Eine häufig genannte Kritik am IPCC lautet, dass die Organisation Wissenschaftermeinungen, die nicht zur IPCC-Linie passen, nicht zulässt.

Die Österreicher, bzw. in Österreich arbeitenden Wissenschafter, die am nächsten Klimabericht mitarbeiten, sind: Georg Kaser von der Uni Innsbruck, Hans-Holger Rogner (IAEA), Helmut Haberl (Uni Klagenfurt), Lukas Meyer (Uni Graz), Arnulf Grübler (TU Wien bzw. IIASA), Anthony Patt, Joanna Linneroth-Bayer, Volker Krey, Keywan Riahi, Nebojsa Nakicenovic, Wolfgang Lutz, Luis Gomez-Eckeve, Reinhard Mechler (alle IIASA). (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11.7.2010)