Kaiserliche Zuckervase, Wien um 1809, aus der Sammlung Marton. (oben) Veljko Marton: Vor vierzig Jahren begann der ehemalige Tennisprofi seine Karriere als leidenschaftlicher Sammler. (unten)

Fotos: Liechtenstein Museum

Als Hobby nahm es während seines Studiums den Anfang, wuchs über die Jahre in Qualität wie Umfang und sprengte eines Tages die Grenzen des familiären Domizils. Sich auch nur von einem der Objekte zu trennen kam Veljko Marton nicht in den Sinn. Stattdessen zog die Familie aus, die Sammlung blieb. 2003 wurde das Refugium in der pittoresken Sommerfrische Samobor bei Zagreb zu einem Privatmuseum umgewidmet, dem ersten Kroatiens überhaupt.

Mehr als 2500 Exponate zählt der Bestand, neben dekorativer Kunst auch Möbel und Bilder, die sich zu Epocheninterieurs aus der Zeit um 1800 vereinen. Kunstvermittlung ist dem 60-Jährigen ein Anliegen. Teile seiner Kollektion reisten bereits zu Ausstellungen nach London und Sèvres oder so wie jetzt nach Wien ins Liechtenstein Museum. Für jedes einzelne Exponat, so sehen es die bürokratischen Auflagen seiner Heimat vor, muss Marton dann eine Ausfuhrbewilligung beantragen.

Das störe ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil, das schütze die Sammlung, bewahre vor allfälliger Zersplitterung in der fernen Zukunft. Nicht auszudenken, haben die zum Teil fragilen Schützlinge ja in der Vergangenheit schon Haustiere oder auch übereifrige Putzfrauen überstanden.

Das erste auf einem Flohmarkt in Zagreb erlegte Stück war ein Porzellanteller, das zeitlich letzte eine aus dem Londoner Kunsthandel geborgene Büste, die den italienischen Bildhauer Antonio Canova zeigt. 1806 hatte die kaiserliche Porzellanmanufaktur in Wien damit den überaus talentierten Modelleur Anton Grassi beauftragt. Insgesamt dürfte es nur fünf Ausformungen gegeben haben, Martons aus dem Jahr 1819 ist eine davon, die in der Sammlung des MAK eine spätere. Auf den ersten Blick erinnert das Material an Alabaster oder weißen Marmor, dabei handelt es sich um Biskuit. Mit süßem Backwerk hat das nichts zu tun, sondern bezeichnet unglasiertes, doppelt gebranntes weißes Porzellan, das in der Zeit des Klassizismus besonders beliebt war.

Um diese Büste wird Marton von Johann Kräftner beneidet, der der Sammlung an Wiener Porzellan dieser Epoche unter dem Titel Prachtware (bis 9. November) in der Bibliothek ein temporäres Quartier gewährt. Trotz Porzellanpräsentationen im Liechtenstein Museum (Wien) in jüngerer Zeit, warten erfrischend neue Aspekte.

Schatzkisten der Tandler

Auf der Pirsch, versichert der ehemalige Tennisprofi, sei er dem Hausherrn noch nie in die Quere gekommen. Weder der gehobene Kunsthandel noch internationale Auktionshäuser markieren sein Revier, vielmehr locken ihn kleine Antiquitätenläden und lokale Auktionatoren.

Eine Empfehlung für Sammler? Gerne. Am Beispiel des ausgestellten Rokoko-Puppenservice, um 1792 in Wien gefertigt, von dem sich zwei ähnliche im Palazzo Pitti (Florenz) erhalten haben. Derlei findet man in Paris, denn dort kennt man sich mit Wiener Porzellan nicht aus - und umgekehrt. Vor wenigen Tagen erst entdeckte Marton bei einem Tandler in der Wiener Innenstadt ein Sèvres-Porzellan aus dem königlichen Service Louis XV.

Auch der Portobello-Market (London) sei ein heißer Tipp: Für umgerechnet 70 Euro erwarb er dort 2004 eine Gedenktasse, die eine Silhouette Marie Thérèse Charlottes ziert, die der Exekution entkommene Tochter Marie Antoinettes. Wie viel er an einem Verkauf verdienen würde, interessiert ihn überhaupt nicht. Beim Dorotheum und Im Kinsky dennoch angefragt, lägen die angesetzten Taxen bei 5000 bis 7000 Euro, zumindest. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 10./11.07.2010)