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Der Legende zufolge basiert die innovative Konstruktion des im April eröffneten Centre Pompidou in Metz auf einem chinesischen Hut aus Bambus und gewachstem Papier, den Shigeru Ban zur Zeit des Ideenwettbewerbs in Paris Saint-Germain erstanden hatte.

Im Grunde beruht die spektakulär geschwungene, geflochtene Dachkonstruktion auf hexagonalen Mustern, die mittels einer dreidimensionalen Manipulation in ein funktionales Doppelspiel münden. Der Kunsthistoriker Philip Jodidio visualisiert in der opulenten Monografie Shigeru Ban - Complete Works 1985-2010 anhand aller realisierten Gebäude die Genesis des 1957 in Tokio geborenen Architekten. Ban, Schüler von Frank Gehry und John Hejduk, hinterfragte herkömmliche Usancen und Perspektiven, entwarf Häuser ohne Wände, nur mit Vorhängen, erzielte kreativ die Auflösung von Außen- und Innenräumen. Das imposante Œuvre umfasst Häuser, Brücken, Pavillons, Dome, Bibliotheken aus Materialien wie Papier, Pappkarton, Holz und Bambus.

Sein Streben ist, Architektur als Teil, als Rahmen natürlicher Strukturen zu entwerfen: eigenwillige Ästhetik analog zu Efeu, Bienenwaben, Spinnweben. Die Dependance des Musée Centre Pompidou ist vorläufiger Höhepunkt der eindrucksvollen Entwicklung. Per se schon ein Kunstwerk. (Gregor Auenhammer, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 10./11.07.2010)