Wien - Bereits seit Wochen habe der Orden der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf über Missbrauchsvorwürfe und einer von der Klasnic-Kommission geplanten Sachverhaltsdarstellung gewusst, erklärt Kommissions-Pressereferent Herwig Hösele am Mittwoch. Am Tag davor war bekannt geworden, dass die von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte Opferschutzanwaltschaft bei der Staatsanwaltschaft Wien Anzeige erstattet hat. In den 90er-Jahren soll ein Schüler von Ordensbrüdern sexuell missbraucht worden sein.

Kritik aus den Medien erfahren zu haben

Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz kritisierten die Schulbrüder daraufhin, erst wenige Stunden zuvor aus den Medien davon erfahren zu haben. Das weist Hösele zurück: "Verantwortliche des Ordens waren schon seit Wochen informiert, es wurde ja auch bereits ein Ordensbruder von seinen kirchlichen Funktionen freigestellt." Grundsätzlich habe die Opferschutzanwaltschaft weder gegenüber der Erzdiözese Wien noch gegenüber Verdächtigen eine "Berichtspflicht", Eine Sachverhaltsdarstellung sei bei begründetem Verdacht - und wenn dies vom Betroffenen gewünscht wird - eines der Mittel, welche die Kommission ergreifen kann.

Staatsanwaltschaft prüft derzeit die Anzeige

Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit die Anzeige betreffend die Ordensbrüder. Da die Sachverhaltsdarstellung "sehr vage" formuliert sei, könne man noch nicht sagen, ob es sich um eines oder mehrere Opfer handelt, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Auch sei zu klären, ob es sich dabei um den bekannten Fall eines damals Elfjährigen aus den 90er-Jahren handelt. Die zuständige Referentin werde nun überprüfen, welche Opfer und welchen Zeitrahmen die Anzeige betrifft und eventuell Akten zum bereits bekannten Fall besorgen. (APA, ker, DER STANDARD Printausgabe 8.7.2010)