Stan und Olli des Down-Tempos: Kruder (li.) und Dorfmeister veröffentlichen ein Jubiläumswerk.

Foto: G-Stone

Die feschen Kampeln da links auf dem Bild sind Peter Kruder und Richard Dorfmeister. Diese Namen beziehungsweise deren Synonym K & D stehen für die gleichermaßen erfolgreichste wie lässigste Marke in der Down-Tempo-Musik. Die zwei, drei Flecken auf ihren feinen Tüchern verdanken sie einer Tortenschlacht. Einem Zärtlichkeitsaustausch, wie man ihn von einem anderen berühmten Duo kennt: Laurel und Hardy. Wobei im Falle von K & D auch der Rest jener Musiker beteiligt war, die auf dem hauseigenen Label G-Stone veröffentlichen: Makossa & Megablast, DJ DSL, Rodney Hunter, Urbs und, und, und. Anlass für das picksüße Gemetzel waren "Sixteen F**king Years Of G-Stone Recordings". So heißt eine eben veröffentlichte Sammlung von 25 Tracks auf zwei Tonträgern: "13 F**king New Tracks" sowie "12 F**king Classics".

Nun ist Down-Tempo ja schon länger aus der Mode geraten - ohne deshalb verschwunden zu sein. Kruder und Dorfmeister, die in ihrer hohen Zeit ab den mittleren 1990ern mit Remixen für Superstars und Szenegrößen Weltruhm erlangten, kann man als Überlebende des Fachs bezeichnen, die heute noch als gefragte und hochbezahlte DJs um die Welt fliegen. Die Musik, mit der sie berühmt wurden, ist gerade im öffentlichen Raum dauerpräsent. Wo immer ein Caffè-Latte-Brunnen für sein schöntuerisches Publikum sprudelt, die meist aus Zutaten wie Dub, Funk, House, HipHop-Derivaten, Jazz und anderen Stilen montierte Musik besorgt dazu den unaufgeregten Soundtrack mit der Aura einer gewissen Zeitlosigkeit - oder Belanglosigkeit. Down-Tempo ist nämlich oftmals bloß Fadgas als Musik.

Man darf davon ausgehen, dass das bei G-Stone bekannt ist und mitunter sogar so gesehen wird. Wurscht ist es der G-Stone-Familie trotzdem. Und die nun zum unrunden 16-jährigen Bestehen vorgelegte Kompilation bietet mehr als nur hübsch ornamentiertes Geplätscher.

Die Hausherren eröffnen den Rundgang gleich selbst. "Aikon" ist klassische K-&-D-Hausmarke, erinnert an ihren Depeche-Mode-Remix von "Useless" und fungiert als eine Art Signation. Aber schon "Marsmobil" wechseln die Richtung. Das Stück "Patience" dieses Nebenprojekts von Peter Kruder erfreut mit feingliedrigem Pop; einer zeitgenössischen Annäherung an die Harmonien der Beach Boys, anhand derer sich das diesbezüglich gerne unterstellte Genie der New Yorker In-Band Animal Collective zart relativiert. Gleichermaßen hell wie schattig wächst "Patience" in sechs Minuten zu einem Pop-Juwel.

Im Anschluss reichen Makossa & Megablast mit Hubert Tubbs (Tower of Power!) an der Stimme ein gepflegt rumpelndes und groovendes Monster, das jeder sterbenden Party neues Leben einhaucht. Auch diesem Stück widerfährt mit dem Down-Tempo-Etikett keine Gerechtigkeit. Dann wird es mit Ware von Tosca, dem Peace Orchestra oder Rodney Hunter schon auch einschlägig. Wobei - wenn man das nicht dauernd hört, vermag es durchaus zu gefallen, in Dosen. Sehr down kommt Tanzbär Sugar B in seinem "Love You Anyway"-Dub um die Kurve, während Paul Nawrata alias Urbs auf beseelte Art seine HipHop-Wurzeln pflegt.

Urbs ist es auch, der zusammen mit DJ DSL gegen Ende den Hit dieser Sammlung mitverantwortet: die Weltnummer "Oaschloch". Stefan Biedermann alias DJ Superleiwand (DSL) hat für Neneh Cherry und die Band CirKus vor einigen Jahren einen Remix des Originals "You're Such An Arsehole" gefertigt. DSL lässt es gemütlich pluckern und tuckern, während Urbs den Track herzhaft ins Wienerische überträgt.

Die Überzeugungskraft seines Vortrags besitzt fast scho Qualtinger'sche Qualitäten: Lässig und - wie ein Freund der G-Stone-Familie zu sagen pflegte - mit gutem Gefühl hingeschissen singt er "Du bis so a Oasch-loch / du glaubst du bist a Superstar / fohrst hoit an BMW / owa dei Spatzi is zkla ..."

Ein hübscher Kontrapunkt für das Reich-und-Blöd-Publikum der Stars des G-Stone-Stalls - vorausgesetzt, der Text wird von ihrem Publikum in Rio, Mailand oder Miami auch verstanden. (Karl Fluch / DER STANDARD, Printausgabe, 9.7.2010)