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In den Heeres-Ausbildungsstätten und in den elitären Kampfeinheiten ist die Einstellung, dass Frauen die gleichen Leistungen im Heer erbringen können, am negativsten. Die Unterstützungseinheiten, in denen zwar Frauen überwiegend die gleiche Leistung zugetraut wird, genießen innerhalb des Heeres dagegen weniger Ansehen.

Foto: APA/AP/Oded Balilty

Wien - Das Mobbing, dem Soldatinnen im Bundesheer stärker ausgesetzt sind als ihre männlichen Kollegen, ist ein kollektives Phänomen. In der in den letzten Tagen diskutierten Studie der TU berichten alle Mobbingopfer von mindestens zwei Tätern. Die besonders häufigen Aggressionen gegenüber Frauen stehen auch ganz deutlich im Zusammenhang mit selbst erlittenem Leid. Soldaten, die selbst gemobbt werden, lassen ihren Frust nach eigenen Angaben an Frauen aus. Das erklärte die Autorin der Studie über die Integration von Frauen im Bundesheer, Sabine Köszegi.

Dreifach höheres Mobbingrisiko für weibliche Soldaten

Im Rahmen der Studie der Technischen Universität Wien wurden, wie dieStandard.at berichtete, Soldatinnen und Soldaten anonym befragt, ob und wie oft sie verschiedenen Formen von aggressiven Handlungen am Arbeitsplatz, wie beispielsweise die Abwertung der eigenen Person oder Arbeit, ausgesetzt waren. Die Ergebnisse sind deutlich: Von 443 Befragten aus verschiedenen Suborganisationen des Bundesheeres haben mehr als die Hälfte Erfahrung mit aggressivem Verhalten am Arbeitsplatz gemacht. Sechs Prozent der männlichen und 20 Prozent der weiblichen Befragten gelten nach wissenschaftlicher Definition als Mobbingopfer, da sie besonders oft und über einen langen Zeitraum aggressiven Handlungen ausgesetzt waren. Damit haben Frauen ein dreifach höheres Risiko, als Mobbingopfer zu enden, als ihre männlichen Kollegen.

Männliches Ideal

Köszegi geht davon aus, dass sowohl die Dunkelziffer der Mobbingopfer als auch der Täter noch höher ist, als die Studie ergeben hat. Insgesamt haben fast zehn Prozent der Befragten zugegeben, schon einmal aggressive Handlungen gegenüber Frauen ausgeführt zu haben. Dass an Akademien und Schulen Mobbing am häufigsten auftritt, erklärt sie mit dem Anspruch dieser, Werte und Tradition des Bundesheeres an die Auszubildenden weiterzugeben.

Dort und in den elitären Kampfeinheiten ist auch die Zuversicht, dass Frauen die gleichen Leistungen im Heer erbringen können, am geringsten. Die Unterstützungseinheiten, in denen zwar Frauen überwiegend die gleiche Leistung zugetraut wird, genießen innerhalb des Heeres dagegen weniger Ansehen. Dort sei die vermeintliche Nichterfüllung des männlichen Ideals durch die Frauen daher weniger problematisch.

"Es geschieht immer im Kollektiv"

Schon aus anderen Studien bekannt ist auch das Sündenbock-Phänomen, wonach Opfer von Mobbing ihren Frust beim noch schwächeren Glied auslassen. Menschen in schwächerer Position oder Personen, die von bestimmten Idealvorstellungen einer Gruppe abweichen, werden besonders oft Opfer von Mobbing. Unterschiede zwischen den Hierarchien hat die Studie keine ergeben. "Mobbing ist ein Phänomen auf allen Ebenen und es geschieht immer im Kollektiv und nicht durch einzelne", so Köszegi.

Die Studie verdeutlicht, dass Mobbing im Bundesheer nur durch Veränderung der strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen zu verhindern ist. Vor allem das Überdenken tradierter Wertvorstellungen, die sich in vorwiegend auf physische Leistungsfähigkeit reduzierten Anforderungskriterien äußern, seien ein zentralen Hebel für Veränderungen, sagte Mitautorin Eva Zedlacher. (APA)