Minouk Lim, New Town Ghost, Videostill, 2005

Foto: Büchsenhausen

Innsbruck -  Im Kanon und in den Gehörgängen fest verankert, steht der große Input schwarzer Musikerinnen immer noch malestreamig infrage. Nicht so in der Ausstellung Griot Girlz im Künstlerhaus Büchsenhausen. Dort öffnet unter anderem die Arbeit der Britin Sonia Boyce Augen und Ohren dafür, wie prägend diese für die Musikgeschichte waren. Nicht weniger als 200 überaus bekannte Namen lauter schwarzer Musikerinnen versammelt ihr konzeptuelles "devotional wallpaper" . Ebenfalls an die musikalische Tradition der Black Atlantic Diaspora erinnert Yvette Matterns Interview mit ihrer Mutter. Gefragt nach der weißen Großmutter und dem schwarzen Großvater, zeigt sich ein latenter Rassismus. Trotzdem singt sie voller Soul ein Lied, das sie von ihrem Musikervater lernte. Ein Paradox?

Mehr poetry-slam-mäßig kommt hingegen Minouk Lims Video New Town Ghost daher. Angelegt als Agitation, filmte die Künstlerin eine wortgewaltige Performerin und einen Schlagzeuger, die auf einer Jeep-Ladefläche durch Seoul kurven. Kuratiert von der Berlinerin Ina Wudtke aka DJ T-INA Darling, steuerte diese selbst eine Arbeit bei, die jedoch im großen Raum kaum ihre Wirkung entfalten kann. Mit ihrer zum Teil "spoken wordigen" Schallplatte spart Wudtke ebenso wenig wie Lim an harschen Worten, die hegemoniale Verhältnisse anprangern.

Gerade weil die Ausstellung sich der Sichtbarmachung der vielstimmigen schwarzen Musik verschrieben hat, überrascht die knappe Schau mit nur jeweils einem Werk bei insgesamt vier Positionen. Immerhin befinden sich passende Arbeiten Wudtkes in der aktuellen Ausstellung im Innsbrucker Kunstpavillon. Mit Verhandlungssache werden dort Gedanken zu Normierungen, dem Erinnern und der Sprache weitergesponnen. (it, DER STANDARD/Printausgabe, 06.07.2010)