Yachthafenresidenz Hohe Düne, Am Yachthafen 1, 18119 Rostock-Warnemünde, Tel.: 0049/381/50 400.

Foto: Hohe Düne

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Hansesail 5.-8. 8. 2010

Foto: Archiv Hanse Sail Rostock

Das Filet vom Mecklenburger Weiderind zerschmilzt auf der Zunge, als plötzlich die großen Bullaugen vorüberziehen. Eine weiße Schiffswand von bestimmt 30 Meter Höhe schiebt sich zügig an den Fenstern vom Gourmetrestaurant "Der Butt" vorbei, sodass man sich selbst für einen Moment auf See wähnt. Doch der Gast sitzt gepflegt auf dem Festland, einer schmalen Halbinsel, die sich Hohe Düne nennt und am Neuen Strom liegt, auf dem die großen Ostseefähren Kurs auf Dänemark nehmen.

Denn die Hohe Düne ist ein Ankerplatz auf Fünf-Sterne-Niveau, zumal in einer Toplage, die Ostseeblick für alle gewährt. Die gleichnamige Yachthafenresidenz besetzt die Inselspitze an der Warnowmündung, wo einem Horizont, Leuchttürme und Segelmasten automatisch zu Füßen liegen. Von beiden Seiten trecken Wellen an die nur wenige Kilometer lange Landzunge. Trecken, so sagt man in Mecklenburg-Vorpommern, wenn das schäumende Wasser ans Ufer schlägt. Auf den flussseitigen Balkonen hat man den Rostocker Kreuzfahrt-Terminal, das Fischerdorf Warnemünde und, zum Volksfest "Hanse Sail", die großen Seglerparaden im Blick. Im Osten erstreckt sich Deutschlands zweitgrößte Marina, die Platz für 750 Segel- und Motoryachten hat.

Segelt man vom Meer auf die Marina zu, schwingt im verwinkelten Hotelbau mit den Arkaden, Wassertreppen und Duckdalben eine fast venezianische Anmutung mit. Im Inneren ist alles maritim gestylt, bis hin zu den 345 geräumigen Zimmern und 23 Suiten, deren Einrichtung einer Kajüte nachempfunden ist.

Die elf Restaurants, Bars und Cafés führt seit 2008 Küchendirektor Tillmann Hahn, der den "Butt" zur besten Gourmetadresse des Ostseelandes gemacht hat. "Der Name ist Programm", sagt der gebürtige Darmstädter, der seit 2003 an der Ostsee lebt und vorher das "Friedrich Franz" im Grandhotel Heiligendamm in die Spitzenliga der europäischen Feinschmeckerrestaurants kochte. Längst ist die Küste auch zu seiner kulinarischen Heimat geworden, was sich in den regionalen Akzenten seiner Menüs widerspiegelt. Deshalb gab er seinem Restaurant auch einen Fischnamen mit Ostsee-Bezug. "Der Butt ist sympathisch, hat beste Eigenschaften, einen fantastischen Geschmack und das Flair von Luxus", sagt der Sternekoch. Gemeint ist der Steinbutt, der mit seinen schief sitzenden Augen etwas seltsam aussieht. "Aber auch bei unseren Nahrungsmitteln kommt es nicht auf das Äußere an, sondern auf den Inhalt." Der Plattfisch ist zudem ein Fabelwesen im ursprünglich vorpommerschen Märchen der Gebrüder Grimm Vom Fischer und seiner Frau, wo der Butt als verwunschener Prinz erscheint. "Es ist ein Plädoyer gegen Maßlosigkeit", meint Hahn, der in der Erzählung eine Parabel zu seiner Philosophie über gesunde Ernährung sieht. Bei der Wahl der Zutaten entscheidet er sich für erstklassige, möglichst regionale Produkte aus biologischer Herstellung. Er arbeitet mit Produzenten zusammen, die nicht in Masse, sondern in Maßen produzieren, mit Landwirten und Manufakturen vor Ort oder mit Erzeugergemeinschaften wie Essbare Landschaften oder LandWertHof. Um die kulinarische Entwicklung des Nordens zu befördern, begründete er 2008 die regionale Slow-Food-Bewegung mit und bietet den Hotelgästen eine Genuss-Schule an.

Regelmäßig setzen das hoteleigene Shuttleschiff oder die öffentliche Fähre Gäste nach Warnemünde über. Am Alten Strom, wie die ältere Warnowmündung heißt, flaniert man an puppigen Kapitänshäusern und Seemannskneipen entlang. Am Kai dümpeln Barkassen für Hafenrundfahrten und Angel-Ausflüge. An den fest vertäuten Kuttern verkaufen ostdeutsche Originale frische Fischbrötchen auf die Hand. Am Ende erhebt sich der alte Leuchtturm von 1898, das Wahrzeichen von Warnemünde, wo auch die Strandpromenade beginnt.

Zurück auf der Hohen Düne, entfaltet die lange Mole, deren Ende ein kleiner Leuchtturm markiert, eine suchtartige Anziehungskraft. Eine scharfe Brise weht, der die Poren im Gesicht zum wohligen Prickeln bringt. Typisch Ostsee. Stundenlang kann man so im Wind stehen, das Kommen und Gehen der Fährschiffe beobachten und, wenn man Glück hat, auf dem Meeresgrund einen Butt vorbeischwimmen sehen. (Beate Schümann/DER STANDARD/Printausgabe/03./04.07.2010)