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Bakterien im Pool werden von Chlor und Ozon vernichtet - und das ist gut so.

Foto: APA/EPA/DENNIS M. SABANGAN

Eindeutig. So gekrümmt ist nur eine Art von Haar. Das Schamhaar schwimmt direkt auf einen zu - in Augenhöhe quasi, und Ausweichen ist unmöglich. Auch sonst treiben eklige Sachen im Wasser: Pflaster, ein Taschentuch, Haarbüschel. Wie gefährlich ist das? "Im Großen und Ganzen ist es hier völlig ungefährlich, in Schwimmbäder zu gehen", sagt Herbert Auer, leitender Parasitologe an der Med-Uni Wien. "Die vorgeschriebene Desinfektion mit Chlor oder Ozon gewährleistet in der Regel, dass sich Keime nicht vermehren können. In Naturseen ist das Risiko etwas höher, insgesamt aber auch noch gering."

Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten können beim Schlucken von Badewasser in den Körper gelangen oder über Ohren, Nasenlöcher, Harnausgang oder die Scheide. Manche Erreger nimmt man über die Luft auf, andere dringen aktiv durch die Haut. "Es kommt immer wieder zu einzelnen Infektionen bei Badenden", sagt Franz Reinthaler, Umwelthygieniker an der Med-Uni Graz. "Wir haben aber keine genauen Statistiken, wie häufig und womit."

Die Weltgesundheitsorganisation stellte vor vier Jahren eine Leitlinie für "Sicheres Baden" zusammen. Bei der Lektüre kann einem die Lust schon vergehen: Detailliert wird beschrieben, welche Infekte sich Badende in den letzten 40 Jahren zuzogen. Die meisten Keime waren mit dem Kot anderer Badender ins Wasser gelangt, etwa bei Durchfall. Beruhigenderweise war es in den ganzen Jahren aber nur zu einzelnen Krankheitsausbrüchen mit jeweils nur bis rund 100 Erkrankten gekommen.

Die "Badewasser-Bösewichter" können ganz unterschiedliche Infekte verursachen. Manche lösen grippeähnliche Beschwerden aus wie die Adenoviren. Viele führen zu Durchfall, zum Beispiel Noroviren, Bakterien wie Shigellen und Escherichia coli oder Parasiten wie Giardia oder Kryptosporidien. "Durchfall durch Parasiten ist hierzulande selten", weiß Herbert Auer.

Gefahr in Keim-Becken

"Bei einer Reise in ein Land mit nicht so hohem hygienischen Standard sollte man aber immer mit Parasiten rechnen." Häufiger ist in Österreich die Zerkariendermatitis, auch "swimmer's itch" genannt. "Der Ausschlag ist zwar lästig, aber harmlos" (siehe Interview). Das "swimmer's ear" ist eine Infektion des Ohres und des äußeren Gehörganges durch Pseudomonas-Bakterien. Die Ohren schmerzen und jucken, manchmal hört man nicht mehr richtig. Die Bakterien können auch zu juckendem Ausschlag führen, den man sich vor allem nach längerem Aufenthalt in sehr warmem Wasser zuzieht, etwa in Sprudelbecken. Über solche können auch Legionellen oder Leptospiren verbreitet werden, die man mit dem Dampf einatmet und die zu Lungenentzündung oder grippeähnlichen Beschwerden führen.

Gefährlicher, aber zum Glück ebenfalls selten sind Infektionen mit Amöben. "Die Akanthamöben können eine schmerzhafte Hornhautentzündung auslösen", erklärt Julia Walochnik, Parasitologin an der Med-Uni Wien. Andere Amöben, die Näglerien, verursachen eine Entzündung von Hirn und Hirnhäuten. "In vielen Ländern erkrankten Badende schon daran. Wir konnten diese Krankheit hierzulande aber noch nie nachweisen." Vermeiden kann man Infektionen mit Amöben, indem man möglichst kein Wasser schluckt, das gelte besonders für Kinder in warmen Seen.

"Vor Augenentzündungen schützen dicht sitzende Schwimmbrillen - sowohl in Naturseen als auch im Freibad", rät Gerald Böhme, Vorstand der Europäischen Kontaktlinsengesellschaft der Augenärzte. "Das verhindert nicht nur Hornhautentzündungen durch Amöben, sondern auch Entzündungen der Bindehaut durch Bakterien oder Einzeller wie Chlamydien." In seiner Praxis sieht Böhme in der Badesaison täglich mehrere Patienten mit akuter Bindehautentzündung. "Sie entstehen meist durch Reizungen von Chlorwasser, seltener durch Keime." Werden die Augen nach dem Bad rot, brennen und tränen sie, sollte man am nächsten Tag einen Augenarzt aufsuchen. Menschen mit weichen Kontaktlinsen fangen sich eher eine Infektion ein. "Sitzt die Schwimmbrille dicht, kann man auch mit Linsen schwimmen. Wichtig ist, dass man sie immer sorgfältig reinigt und Einmal-Linsen wegwirft", empfiehlt Böhme.

Keime lauern nicht nur im Badewasser. "Vor allem in Duschen und Umkleidekabinen kann man sich mit hartnäckigem Fußpilz oder mit Viren anstecken, die Warzen an den Füßen verursachen", sagt der Mikrobiologe Franz Reinthaler. Diese Gefahr ist viel größer als Wasserkeime: Rund jeder achte Erwachsene hat Fußpilz, jedes zehnte Kind hat Warzen. Wer Badeschlapfen trägt, schützt sich, sagen Experten. (Felicitas Witte, DER STANDARD, Printausgabe, 05.07.2010)