Wien - Beim Gelenksrheuma sind schnelle Diagnose und Therapie entscheidend für den Verlauf der Erkrankung. Nur so lassen sich sonst schon frühzeitig auftretende irreversible Schäden verhindern. Neben schmerzhaften Belastungen für die Patienten sind die Kosten der chronischen Polyarthritis (rheumatoide Arthritis) vor allem durch Ausfall der Produktivität im Arbeitsprozess mehr als doppelt so hoch als beispielsweise bei Bluthochdruck. Wiener Spezialisten haben jetzt neue Diagnose-Kriterien erarbeitet, die ein schnelleres Reagieren erleichtern sollen.

Diagnosekriterien zur Früherkennung

Die Arbeiten wurden unter Federführung der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der MedUni Wien (Leiter: Josef Smolen) am Wiener AKH durchgeführt. Die alten Diagnosekriterien aus dem Jahr 1987 forderten unter anderem Zeichen von Knochenschädigungen, um eine entsprechende Diagnose stellen und somit die gezielte Therapie einleiten zu können. In diesem Stadium der Erkrankung sind jedoch bereits erhebliche Schädigungen vorhanden, die Schadenbegrenzung durch die Therapie ist dann nur begrenzt effektiv.

In Zusammenarbeit der European League Against Rheumatism mit dem American College of Rheumatology wurden jetzt neue Diagnosekriterien etabliert, die eine frühzeitige Erkennung und Therapie dieser Krankheit ermöglichen. Federführend bei dieser Arbeit waren die wiener Spezialisten Daniel Aletaha und Smolen, beide von der Universitätsklinik für Innere Medizin III.

Diagnose in sehr frühem Stadium

Insgesamt wurde in internationaler Kooperation wurde ein Diagnostiksystem geschaffen, das bei bestimmten Parameterkennzahlen bereits in einem sehr frühen Stadium der rheumatoiden Arthritis eine eindeutige Diagnose zulässt. Zu den entscheidenden Parametern gehören die Entzündung der Gelenke, abnorme Blutbefunde und die Dauer der Beschwerden. Die neuen Kriterien wurden inzwischen auch durch nachfolgende Studien in der Praxis eindeutig untermauert und sind somit richtungweisend für die zukünftige Diagnosestellung "Rheumatoide Arthritis", hieß es in einer Aussendung der MedUni Wien.

Allein in Österreich rechnet man derzeit mit rund 60.000 Personen, die an rheumatoider Arthritis erkrankt sind. Das Hauptproblem ist dabei der chronische Verlauf, der Gelenke und Knochen derart unter Mitleidenschaft zieht, dass die erkrankten Menschen auch aufgrund der damit verbundenen Schmerzen und Gelenkzerstörung relativ früh arbeitsunfähig werden und selbst die teuren Rehabilitationsmaßnahmen nur eine gewisse Linderung und Verzögerung des Krankheitsverlaufs bringen. (APA)