Wien - Eines steht für Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) fest: „Ich lasse mir die Spanische Hofreitschule nicht länger anpatzen." Allen Vorwürfen - etwa dass die Pferde schlecht gehalten würden oder dass die Hofreitschule zu einer billigen Touristenattraktion verkomme - sei nachgegangen worden. Das Ergebnis: „Den edlen Hengsten geht es besser denn je." Um das zu unterstreichen, führte der Minister Dienstagabend Journalisten persönlich durch die Stallungen der Lipizzaner. 

In jüngster Zeit hat es immer wieder Kritik an der Führung der Hofreitschule gegeben, die 2001 ausgegliedert worden war. Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler musste 2008 nach einem Rechnungshofbericht, in dem ein Defizit von 1,9 Millionen Euro kritisiert wurde, drastisch sparen. Besonders die Personalkosten waren dem Rechnungshof zu hoch. So betrug das durchschnittliche Grundgehalt der Oberbereiter damals ohne Zulagen rund 40.000 Euro. Der Prozentsatz der Zulagen betrug 70 Prozent. Dazu kamen laut RH nicht nachvollziehbare Zahlungen von bis zu kolportierten 10.000 Euro bei Auslandstourneen. 

Gehälter gekürzt

Infolge gab es für die Bereiter Gehaltskürzungen um ein Drittel, zwei der bis dahin vier Oberbereiter wurden dienstfrei gestellt. Doch diese Einsparungen werden der Geschäftsführung nun wiederum als Qualitätsverlust ausgelegt. Es sei falsch, zu glauben, ein „Kulturgut wie einen Konzern führen zu können, der Gewinne einbringen soll", monierte etwa der „Freundeskreis der Spanischen Hofreitschule".
„Die Geschäftsführung hat mein vollstes Vertrauen", sagt _Berlakovich. Und räumt ein, dass der Bund heuer rund 800.000 Euro an Zuchtförderung zuschießen muss. Berlakovich erklärt dies mit der Wirtschaftskrise. Es sei aber auch das klare Ziel, dass die Hofreitschule kostendeckend wirtschaftet, weil: „Es kann nicht sein, dass auf Dauer Steuergelder in die Hofreitschule fließen."
Der frühere Chef der Hofreitschule, Jaromir Oulehla, hatte sich bereits im Februar im Standard dafür ausgesprochen, dass es wie bei Schönbrunn oder den Bundestheatern einen Bundeszuschuss für das „nationale Kulturgut Lipizzaner" geben sollte. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD Printausgabe 1.7.2010)