Wenn Wien schon anders sein soll, ist die Steiermark ganz besonders. Hier werden interne Machtkämpfe noch zelebriert. Einst ÖVP-Landesmutter Waltraud Klasnic gegen Gerhard Hirschmann, heute SPÖ-Chef Franz Voves versus Kurt Flecker.

Gegen die steirische SPÖ wirkt sogar die französische Fußballnationalmannschaft wie ein harmonischer Freundeskreis.

Die Pannenserie mutet schon surreal an: Zuerst streiten die Stadtpolitiker Wolfgang Riedler und Elke Edlinger um den Grazer SPÖ-Vorsitz - und überleben den Machtkampf beide nicht. Dann monieren steirische SPÖ-Nationalräte, sie wollen weniger Parteisteuer bezahlen.

Und nun wird das linke Urgestein Flecker wider Willen in den Ruhestand geschickt. Flecker, politisch gesehen ein "Dead Man Walking", macht jetzt auf Voggenhuber und nimmt Voves öffentlich in den Schwitzkasten. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

Wenn rote Granden der ÖVP Munition liefern

Alle Fehden hinterlassen vor allem an einem Schrammen: an Voves, dem eigenen Landeshauptmann. Die ÖVP, die Voves' SPÖ-Wahlsieg von 2005 ohnehin für eine verquere Laune der Landesgeschichte hält, ist hochmotiviert, die Macht zurückzuerobern. Jetzt kriegt sie ihre Munition für den Wahlkampf portofrei geliefert.

Ganz egal, was Voves in den fünf Jahren geleistet haben mag: Die ÖVP schießt sich schon warm und auf Voves' angebliche Führungsschwäche ein. Sie kann dabei ja Flecker zitieren.

Der Steiermark droht eine Wahlschlacht, und die SPÖ nimmt vor dem Sommer noch einmal Schwung - nach unten. (Lukas Kapeller, derStandard.at, 30.6.2010)