Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: H. Prammer /Reuters

Proben? Nein, Proben sind ihre Sache nicht. "Wenn ich probe, bedeutet das: Die Sache ist erledigt." Juliette Gréco sucht auch mit 83 Jahren das Abenteuer des Moments: Lieder sind Vehikel für die Spontaneität der Empfindung, die Worte pflegen ihren eigenen Weg zwischen Erinnerung, Sein und Wollen zu nehmen. Auf der Bühne zu stehen bedeutet für Greco denn auch "ein extrem gefährliches Tête-à-Tête. Denn: Ich kann verlieren."

Vielleicht hat sich Gréco, die Muse des Existenzialismus, auch deshalb immer wieder zum Jazz hingezogen gefühlt. Damals, in den 1940er-Jahren, als sie die neue Musik über den New-Orleans-Sound von Sidney Bechet und Claude Luther kennengelernt hatte, "bedeutete Jazz Freiheit" . Legendär ist die 1949 beginnende, später in New York auflebende Liaison mit Miles Davis. Auch in den letzten Jahren hat sich Gréco gerne mit Jazzern umgeben: So etwa veredelte der verstorbene Saxofonist Michael Brecker das Album Le temps d'une chanson von 2006. Der CD-Nachfolger Je me souviens de tout (2009) beschränkt sich dagegen auf die Klavier- und Akkordeonbegleitung von Gemahl Gérard Jouannest bzw. Jean-Louis Matinier - während Gréco Texte junger Songschreiber-Talente interpretiert: "Die Idee ist, zu entdecken, den jungen Genies zu dienen, neue Talente zu finden." Am Donnerstag eröffnet Juliette Gréco (Support: Melody Gardot) den Reigen der Staatsopernkonzerte im Rahmen des Jazzfests Wien. (felb/DER STANDARD, Printausgabe, 30. 6. 2010)