Hölzernes Hochhaus mit 20 Stockwerken? Technisch ist so ein Projekt möglich. Nun muss die Politik mitspielen.

(Visualisierung: Rhomberg)

Foto:

"Wir wollen in die Höhe gehen, sofern man uns lässt", skizziert der Vorarlberger Bauunternehmer Hubert Rhomberg die Idee des Life-Cycle-Towers in Kurzform. Rhombergs Anliegen: Die Baubranche, die weltweit 40 Prozent der Ressourcen verbrauche, müsse sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Den Holztower sieht er dazu als "Leuchtturmprojekt".

Der Forschungsgruppe, die von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert wird, gehören außer Rhomberg das Architekturbüro Hermann Kaufmann, das international tätige Ingenieurbüro Arup, das oberösterreichische Holzbauunternehmen Wiehag sowie die Technische Universität Graz an. Das Team arbeitet seit eineinhalb Jahren an der Entwicklung eines städtischen Holzgebäudes. Ziel ist das Einsparen von Ressourcen sowie von Energie- und Baukosten ohne Verlust von architektonischer Qualität. Das modulare Hochhaus soll 90 Meter hoch sein und 20 Vollgeschoße haben. Bislang liegt die Grenze bei bestehenden Holzbauten in London und Berlin bei neun Geschoßen und 30 Meter.

50 Prozent weniger Gewicht

Durch die Systembauweise, die sich durch einen hohen Grad an Vorfertigung auszeichnet, könnten Zeit und Baukosten eingespart werden, so Rhomberg. Ein weiterer Reduktionsfaktor sind die Verbunddecken aus Holz und Beton, die, so Tragwerksplaner Carsten Hein, das Eigengewicht um 50 Prozent und somit auch die Baukosten senken würden.

Der Life-Cycle-Tower soll ein "Green Building" werden, das die Energie zum Betrieb des Hauses selbst erzeugen soll. An einer Elementfassade in Passivhausqualität wird bereits getüftelt. Gegenüber einem konventionellen Gebäude aus Stahlbeton ließe sich die CO2-Emission um etwa 90 Prozent reduzieren, so Hein.

Hauptargument gegen Holzbauweise in der Stadt sind Brandschutzvorschriften. Mit neuen Entwicklungen wie etwa einer Verbunddecke aus Holz und Beton sowie Holz als Brandschutzverkleidung will man die Behörden überzeugen. Einem weiteren Gegenargument - der Schallübertragung - will man durch ausgeklügelte Schalldämmsysteme begegnen. Um die Ideen in der Praxis überprüfen zu können, soll noch heuer in Bregenz ein dreigeschoßiger Prototyp errichtet werden, kündigt Rhomberg an. (jub, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.6.2010)