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Ältere Menschen berichteten über bessere Paarbeziehungen, tiefere Freundschaften und weniger Konflikte mit Kindern und Geschwistern.

Foto: APA/Abbé Libansky

Lafayette - Probleme in Beziehungen, Freundschaften und Familie werden im Alter deutlich einfacher. Das hängt damit zusammen, dass mit dem Alter auch die Toleranzgrenze deutlich steigt. Forscher der Purdue-University in Indiana haben das Verhalten von jungen Erwachsenen im Alter von 22 bis 35 Jahren mit jenen von 65 bis 77 Jahren verglichen. Die älteren Erwachsenen berichteten über bessere Paar-Beziehungen, tiefere Freundschaften und weniger Konflikte mit Kindern und Geschwistern.

"Während physische und kognitive Fähigkeiten mit dem Alter abnehmen, verbessern sich Beziehungen", so Studienautorin Karen Fingerman, Professorin für Gerontologie und Familienforschung. "Die Empfindung, dass die Zeit limitiert ist, der Wille zur Vergebung, alternde Stereotypen und Respekt im Allgemeinen spielen dabei eine Rolle." Es gehe dabei um deutlich mehr als nur darum, wie sich Jüngere gegenüber Älteren verhalten. "Entscheidend ist, wie Menschen miteinander interagieren", schreibt Fingerman im Fachmagazin "Current Directions in Psychological Science".

Alter macht Unterschied

Den Studienteilnehmern wurde eine Geschichte in zwei verschiedenen Versionen erzählt. Ein Teil der Probanden hörte die Version, bei der ältere Erwachsene sich schlecht gegenüber Servierpersonal benahmen und menschliche Grenzen missachteten. Ein anderer Teil hörte die gleiche Geschichte, allerdings waren die Übeltäter dabei jüngere Erwachsene. Die Reaktionen waren deutlich verschieden.

Wenn ältere Menschen sich schlecht benahmen, gingen die Probanden davon aus, dass der Betroffene den Konflikt vermeiden und nicht reagieren sollte. War der Übeltäter hingegen jung, gingen die Probanden davon aus, dass andere ihn zur Rede stellen und Auskunft über ihre Enttäuschung geben. "Genau dieses Verhalten spielt in der täglichen Interaktion eine wichtige Rolle", schreiben die Forscher.

Zum Tango-Tanzen gehören zwei

"Jeder Mensch agiert und reagiert als Antwort auf seinen Partner. In diesem Fall nimmt jeder Partner den darauffolgenden Schritt der nächsten Person wahr und der hat offensichtlich etwas mit dem Alter zu tun", erklärt die Forscherin. Menschen variieren ihr Verhalten mit sozialen Partnern und machen das altersabhängig. Bei negativer Interaktion reagieren Jüngere generell aggressiver und konfrontationsbereiter als Ältere. Umgekehrt agieren Jüngere auf das Fehlverhalten älterer Menschen kulanter und entgegenkommender.

"In der Regel sind Menschen mit zunehmendem Alter besser darin, ihre Emotionen auch bei Enttäuschungen zu steuern", schreibt die Forscherin. Umgekehrt haben ältere Menschen auch mehr Möglichkeiten auszuwählen, mit wem sie ihre Zeit verbringen wollen, da sie in Pension sind. Ein weiterer Punkt, warum man im Umgang mit älteren Menschen vorsichtiger ist, liegt darin, dass sich dahinter Sorge und Wertschätzung verbergen.

"Menschen sind achtsamer, wenn sie wissen, dass in einer Beziehung nur mehr wenig Zeit vorhanden ist." Es gebe sogar Studien, die zeigen, dass erwachsene Töchter ihre Mütter nicht mit negativen Dingen belasten wollen, da ihnen bewusst ist, dass die Zeit, die sie gemeinsam verbringen, begrenzt ist.  (pte)