Man macht also Station in Potsdam, Sanssouci. Schloss Ohnesorg von Preußenkönig Friedrich II. Wie oft, ist der Ort symbolisch gut gewählt: Mit dem A1 will Audi sich selbst noch sorgenfreier aufstellen als bisher schon, und man gibt den Kunden dieses Fahrzeugs auch gleich eine Anleitung zum Sorglos-Sein mit auf den Weg: Politisch korrekt die Abmessungen (unter vier Meter Länge), ökologisch korrekt die Verbrauchswerte aller vier Motoren, und auch dem Geschlechterkampf gibt man keine Chance. Als künftige Eigentümer des trendigen Kleinwagens werden je halbe-halbe Männlein und Weiblein prognostiziert.

 

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Die A1-Präsentation führte dann natürlich auch nach Berlin, wo die patriotische Grünpolitikerin Renate Künast 2007, heimische Arbeitsplätze fest im Visier, ihren Landsleuten den Kauf japanischer Autos anempfohlen hatte. An der Siegessäule ließ sich für solch sachkundige (Zeit-)Genossen demonstrieren, dass auch Europäer, sintemal die Deutschen, Siegertypen bauen können.

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Der sparsamste A1 braucht normtestzyklisch 3,9 l / 100 km, der Maximalsäufer 5,3, außer dem etwas temperamentreduzierten 1,2 TFSI (85 PS) wirken alle Aggregate erfreulich spritzig, und die generelle Sparsamkeit verdankt sich u. a. dem generell serienmäßigen Start-Stopp-System.

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Dass der A1 ein solcher (Siegertyp nämlich) wird, steht nach dem ersten Kontakt außer Frage. Wie immer Audi das macht: Es ist ihnen gelungen, aus der Technik-Architektur des VW Polo (dessen erste Generation, 1975, ursprünglich ein Audi 50 war) einen Kleinwagen mit ganz unverwechselbarem Charakter hervorzuzaubern.

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Das beginnt beim Design - hier wurde, bis auf die Frontpartie, eine gewisse Einmaligkeit sogar innerhalb der optisch ansonsten recht eng verwandten Audi-Palette erreicht - und endet bei der Fahrdynamik. Typisch Audi, Komfort mit Tendenz zur Sportlichkeit. Fast vermeint man, in einem viel größeren Fahrzeug zu sitzen, die 2,47 m Radstandkürze sind kaum zu glauben.

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Das speziell beim Sportfahrwerk erzielte Gokart-Feeling verweist übrigens auf den Hauptkonkurrenten Mini. Wo den der Ingolstädter verbläst: Innenraumgestaltung und -anmutung. Erstaunlich, wie viel Geld man immer wieder in die Hände nimmt, um von ganz oben (A8) bis unten (A1) glaubhaft Audi darzustellen, selbst das vom A8 bekannte ausfahrbare Display lässt sich im A1 ordern. Die exzellente Geräuschdämmung tut ein Übriges zum Premiumgefühl.

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Des Neulings Schwächen sind rasch aufgezählt: Platz und Preise. Raumwunder ist er, eh klar, keines. Zwar finden, dank Dachkuppelform, vorn auch Großgewachsene gut Platz, hinten aber nicht. Und nach dem Motto "Nix kosten tut bei uns nix" lässt sich Audi auch die vielen Individualisierungsmöglichkeiten was kosten.

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Wie's weiter geht? Ein sportlicher S1 ist für Ende 2010 avisiert, 180 PS aufwärts sind denkbar. Ein 5-Türer kommt als Sportback 2012. Cabrio? Warum nicht. Und ein E-Tron (Elektroauto) wird auf A1-Basis irgendwann als A2 starten.

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Stichwort A2, erste Generation (1999-2005)? Kleinwagenflop mit revolutionärer Technik (Alu-Karosserie), bei dem Audi vermutlich sogar drauflegen musste, aber extrem beliebt als Gebrauchter. A1? Bedient sich bewährter Großserientechnik, was enorme Margen garantiert. Geniales Auto also. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/25.06.2010)

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