Salzburg - Durchschnittlich infiziert sich in Österreich jeden dritten Tag ein Mensch mit den gefährlichen Meningokokken-Bakterien. Am häufigsten sorgen Fälle von akut lebensbedrohlicher Gehirnhautentzündung und Blutvergiftung bei Kleinkindern und Jugendlichen für Schlagzeilen. Letztere haben aufgrund ihrer Lebensweise in diesem Alter ein stark erhöhtes Ansteckungs- und Übertragungsrisiko, sind sich dessen aber selten bewusst. Da das Wissen über Meningokokken-Infektionen in der österreichischen Bevölkerung generell noch sehr gering ist, startet das Österreichische Grüne Kreuz für Gesundheit nun eine Informationsoffensive, die für die Gefährlichkeit dieser Infektionskrankheit und den Schutz durch eine Impfung sensibilisieren soll. 

Der Sommer ist für Österreichs Jugend die Zeit der Partys, Festivals, Urlaubstrips und Sprachreisen. Doch der intensive soziale Kontakt ist auch mit einer erhöhten Gefahr einer Meningokokken-Infektion verbunden, denn die Erkrankung wird durch Tröpfcheninfektion, also Anhusten, Anschreien, Küssen, gemeinsames Trinken aus einem Glas etc. übertragen. „In der Regel werden Meningokokken-Bakterien durch die Schleimhautbarriere im Nasen-Rachen-Raum daran gehindert, weiter in den Körper einzudringen. Falls es den Erregern doch gelingt, diesen Schutzwall zu überwinden und in den Blutkreislauf zu gelangen, können sie eine Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung auslösen. Beide Krankheitsformen können auch gemeinsam auftreten, die Erkrankung verläuft dann besonders schwer", informiert Ingomar Mutz, Präsident des Österreichischen Grünen Kreuzes für Gesundheit und Vorsitzender des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates im Bundesministerium für Gesundheit.

Zusätzlich zum erhöhten Ansteckungsrisiko, sind Jugendliche auch die häufigsten Überträger. „Meningokokken-Bakterien leben im Nasen-Rachen-Raum von rund 10-20% aller Erwachsenen. Bei Jugendlichen ist mindestens jeder Dritte passiver Träger - ohne es zu wissen und selbst zu erkranken. Allerdings können sie die Erreger weiter geben und andere infizieren", so Mutz. „Warum es in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nur zu einer Besiedelung des Nasen-Rachen-Raums kommt, bei Wenigen aber zu einer invasiven Erkrankung, ist unklar."

Lebensgefahr binnen weniger Stunden

Eine Infektion durch Meningokokken-Bakterien ist besonders heimtückisch und gefürchtet, da sie plötzlich und unerwartet auftritt. Innerhalb weniger Stunden erkranken bis dahin völlig gesunde Menschen lebensgefährlich. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich so rasant, dass es bei Erkennen der Ernsthaftigkeit oftmals schon zu spät ist. „Da die Erkrankung so schnell fortschreiten kann und die ersten Symptome meist unspezifisch und für medizinische Laien so gut wie nicht von einem grippalen Infekt zu unterscheiden sind, ist die Behandlung immer ein Wettlauf gegen die Zeit", beschreibt Mutz die Dramatik.

Bei etwa jedem zehbten Erkrankten endet eine Meningokokken-Infektion mit dem Tod. Bei den Überlebenden sind bleibende Folgeschäden wahrscheinlich und verheerend: Taubheit, amputierte Gliedmaßen, Lähmungen und geistige Behinderung beeinträchtigen das restliche Leben schwer. „Aufgrund der dramatischen Verläufe und des knappen Zeitfensters von der Infektion bis zur Behandlung durch den Intensivmediziner, plädieren wir Ärzte für die Schutzimpfung gegen diese schwere Erkrankung. Laut Impfempfehlung des Obersten Sanitätsrates des Bundesministeriums für Gesundheit soll jede Erstimmunisierung gegen Meningokokken mit einem modernen sogenannten Konjugat-Impfstoff erfolgen", so Mutz, Leiter des Gremiums.

Insgesamt gibt es 13 unterschiedliche Gruppen von Meningokokken (sog. Serogruppen). 5 davon - die Serogruppen A, B, C, W und Y - sind für den Menschen (lebens-)gefährlich. In Europa sind fast ausschließlich Bakterien der Serogruppen B und C für die Erkrankungen verantwortlich. In Afrika dominiert die Serogruppe A und zunehmend W, in Asien sind A und C die wichtigsten Serogruppen. In den USA verursachen die Serogruppen B, C und Y den größten Anteil der Meningokokken-Erkrankungen. Während es gegen Meningokokken B noch keinen Impfstoff gibt, stehen die empfohlenen Konjugat-Impfstoffe gegen Meningokokken C ab dem Alter von 2 Monaten zur Verfügung. Ab dem 11. Lebensjahr kann man sich neuerdings auch gleichzeitig gegen 4 der 5 wichtigsten Bakterientypen (A, C, W und Y) mit dieser modernen Generation von Impfstoffen schützen, was besonders auch für Reisende eine wesentliche Verbesserung darstellt.

Der Appell des Präsidenten des Österreichischen Grünen Kreuzes an Österreichs Jugend lautet: „Trotz Partylaune und Vorfreude auf die Urlaubsreise sollte bei der Ferienplanung nicht auf den Impfschutz vergessen werden. Ob Meningokokken, Hepatitis oder FSME - entsprechende Vorbeugung gegen Krankheiten gehört genauso zur Reisevorbereitung wie das Einpacken von Sonnencreme und Kopfschmerz-Tablette. Die österreichischen Reisemediziner beraten gerne."

ÖGK für Gesundheit verstärkt Meningokokken-Information

Das Bewusstsein für die Gefährlichkeit einer Meningokokken-Infektion und das Wissen über die vorbeugende Schutzimpfung, mit der tragische Schicksale verhindert werden könnten, sind nach wie vor zu wenig vorhanden. Deshalb wird das Österreichische Grüne Kreuz für Gesundheit in den nächsten Wochen und Monaten verstärkt informieren. Mutz: „Uns geht es darum, die Gefahren einer Meningokokken-Infektion vor Augen zu führen und gleichzeitig zu zeigen, wie man sich vor deren lebensbedrohlichen Folgen schützen kann", beschreibt Mutz das Ziel der Informationsoffensive. Das Österreichische Grüne Kreuz für Gesundheit ist eine Vereinigung österreichischer Ärzte, Wissenschafter und Gesundheitsexperten, deren vorrangiges Ziel die Gesundheitsaufklärung und -vorsorge ist. (red)