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Einem Medienbericht zufolge wurden in den vergangenen Jahren mehr als drei Milliarden Dollar aus Geldwäsche und Korruption außer Landes gebracht.

Foto: Reuters/Denis Sinyakov

Kabul/Washington - Korruption und Geldwäsche in Afghanistan gehen einem US-Pressebericht zufolge in die Milliarden. Nach Angaben des New Yorker "Wall Street Journal", seien in den letzten Jahren über drei Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) außer Landes gebracht worden. Ein US-Ermittler sagte der Zeitung, ein Teil des Geldes stamme vermutlich aus vom Westen finanzierten Hilfs- und und Wiederaufbauprojekten. Zu den Verdächtigen zählen demnach unter anderem Mahmud Karzai, ein Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, und Vizepräsident Mohammed Fahim.

Das Geld werde kistenweise aus Kabul herausgeschafft, sagte ein ranghoher US-Beamter der Zeitung. "Sie haben Kisten im hinteren Stauraum von Flugzeugen. Sie haben Kerle, die im wahrsten Sinne des Wortes Kisten mit Bargeld an Bord der Flugzeuge bringen", sagte der Regierungsvertreter. Der Transfer wird den Ermittlern zufolge von sogenannten "Hawala"-Unternehmen organisiert. Hawala kommt aus dem Arabischen und bezeichnet ein Überweisungssystem, das seinen Ursprung im frühmittelalterlichen Handelswesen des Nahen und Mittleren Ostens hatte.

Nach einem Bericht der "Washington Post" verhinderten hohe afghanische Regierungsbeamte Korruptionsermittlungen gegen einflussreiche Landsleute. Unter Berufung auf US-Regierungsvertreter berichtete das Blatt, dass afghanische Strafverfolger und Ermittler routinemäßig anordneten, namhafte Afghanen gegen Korruptionsermittlungen zu schützten, indem sie ihre Namen aus Untersuchungsakten strichen. Unter Angehörigen der Eliten sei es üblich, sich gegenseitig zu decken und Ermittlungen zu unterbinden, wie im Falle eines nicht namentlich genannten größeren Finanzunternehmens, das im Verdacht steht, für afghanische Funktionsträger Millionen Dollar nach Übersee geschafft zu haben.

Die ungezügelte Korruption und die mutmaßliche Verwicklung hoher Beamter in den Opiumhandel tragen zur ablehnenden Haltung der afghanischen Bevölkerung gegenüber ihrer Regierung bei und verschaffen den radikal-islamischen Taliban Zulauf. (APA/red)