Schuld ist ein Österreicher: Der Gründungsboss von RTL, Helmuth Thoma, gab inzwischen offen zu, dass er die "Werbezielgruppe" Anfang der 1990er-Jahre nach "reiner Willkür" definierte. Nun versucht RTL, die Zielgruppe über die bisher geläufige Grenze von 49 Jahren hinaus zu erweitern. Österreichische Mediaagenturchefs klingen positiv, wenn auch nicht einhellig.

"Wir überlegten damals einfach, wer unser RTL-Programm schaute. Und das waren vor allem die 14- bis 49-Jährigen. Deshalb machten wir die der werbetreibenden Wirtschaft schmackhaft. Es gab ja keinen Maßstab." So erinnerte sich Thoma im Spiegel an die Definition. Wo auch das Fernsehpublikum merklich altert, fühlte sich Thoma "wie der Zauberlehrling". Sein früherer Sender versucht nun die Neudefinition auf 20 bis 59 Jahre. Nach Berechnungen der Frankfurter Allgemeinen bliebe RTL in Deutschland vorne, Vox und Sat.1 profitierten, das sehr jung positionierte ProSieben würde draufzahlen.

Der ORF hat selbst schon einmal einen Vorstoß in die Richtung unternommen, sagt Sprecher Pius Strobl und verweist auf Kaufkraft und Konsumbereitschaft Älterer.

Panmedia-Chefin Elisabeth Ochsner findet die Neudefinition "sehr vernünftig", Media-Austria-Boss Paul Schauer "extrem sinnvoll". Mediacom-Chef Joachim Feher indes ahnt: "Mit 20 bis 59 wird RTL wohl Potenzial für Preissteigerungen gefunden haben." Aber: "Wir Agenturen arbeiten mit mehr als einer Zielgruppe. Wir definieren für jede Marke unserer Kunden eine eigene." (fid, DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2010)