bühne04: Multimedial und voll der überzeugenden Momente bei "Jugend ohne Gott".

Foto: Mayer

Es ist die Teilnahmslosigkeit, die Gleichgültigkeit gegenüber den Zeiten und ihrer fragwürdigen Moral, die Ödön von Horváths Klassiker der Schulliteratur bestimmt. In Zeiten der (NS-)Diktatur mutieren die jungen Menschen zu perfekten, willenlosen Technokraten, zu einer "Jugend ohne Gott" . Dabei blicken selbige nicht nach links und nicht nach rechts - mit Fischaugen starren sie allerdings ins trübe Gewässer ihrer Zeit.

Die bühne04 hat den Roman nicht nur dramatisiert, sondern ihn auch zurück an den Schauplatz, also ins Klassenzimmer, gebracht. Rudi Mühllehner schlüpft dabei äußerst überzeugend in die Hauptrolle des Lehrers, eines resignierenden Zweiflers mit einem kleinen Keim an Restmut.

Geschickt wird hier das dramatisch Erzählte mit Videoeinspielungen verwoben und verzahnt, in denen dann auch weitere Schauspieler auftreten und natürlich effektvoll mit der Hauptfigur interagieren. Die Randfiguren dieses Romans, die Protagonisten einer erodierten Gesellschaft, sie skizziert Mühllehner jedoch selbst.

Positiv fällt auf: Mit viel Verve und durchaus differenziertem Spiel vermag die Spannung lange gehalten zu werden - kleinere Längen schleichen sich dann lediglich nach der Pause ein, in der Regisseurin Cornelia Metschitzer ganz auf die Nacherzählung der Geschehnisse durch den Lehrer setzt.

Heute und an zwei weiteren Abenden zeigt man das Stück in Abendvorstellungen, danach kann die Produktion von Schulen in ganz Österreich gebucht werden.

Einer Weiterverbreitung des mobilen Klassenzimmerstücks steht von der Theorie her also eigentlich nichts mehr im Wege. (Wolfgang Schmutz, DER STANDARD/Printausgabe, 29.06.2010)