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Man sollte genau abklären, ob eine Operation überhaupt notwendig ist

Salzburg - Schönheitsideale habe es immer gegeben. Doch noch nie in der Geschichte hätten diese Ideale so wenig mit den Durchschnittskörpern von Frauen und Männern zu tun gehabt. Das erklärte die Historikerin Sabine Veits-Falk bei der Tagung "Der perfekte Körper. Schönheitschirurgie zwischen Unterwerfung und Selbstermächtigung" im Bildungszentrum St. Virgil in Salzburg.

Das Korsett - ab Mitte des 17. Jahrhunderts eine beliebte Methode, um den weiblichen Körper nach den gängigen Schönheitsvorstellungen zu optimieren - sei durch das Skalpell abgelöst worden, sagte die Historikerin. Das Streben nach einem perfekten Körper habe ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht.

Körper als Baustelle

Der Körper sei zu einem Projekt geworden, zu einer mit kollektiver Aufmerksamkeit verbundenen Baustelle der Selbstoptimierung, sagte die Soziologin Waltraud Posch. Die Arbeit am Körper wäre "sozial erwünschte Arbeit an der Persönlichkeit". Ähnlich argumentierte auch der Philosoph Konrad Paul Liessmann bei der Eröffnung der Tagung am Freitagabend. Schönheit erhöhe die Chancen im Leben. Man wisse aus der Attraktivitätsforschung, dass schöne Menschen bei Stellenbewerbungen, in der Schule oder auch bei Gerichtsprozessen Vorteile hätten.

Aus dem Alltag der Schönheitsmediziner berichtete die plastische Chirurgin Elisabeth Zanon aus Innsbruck. Auch sie ortet einen gesellschaftlichen Druck, gewisse Eingriffe durchführen zu lassen. "Wir sind als plastische Chirurgen nicht die Schiedsrichter in der Gesellschaft, ob das gut ist oder schlecht ist", meinte Zanon. Für sie gebe es aber ethische Grenzen. Sie berichtete von einer Familie, die zu ihr gekommen sei, um bei einem übergewichtigen Zwölfjährigen eine Brustabsaugung vornehmen zu lassen. Sie halte so einen Eingriff für unverantwortlich. "Ich glaube aber, dass die Familie einen Arzt findet, der das macht."

Brustvergrößerungen boomen

Es gebe im Bereich der Schönheitsmedizin eine unglaubliche Vielfalt von Anbietern. Man sollte sich als Patient immer genau über die Ausbildung des Arztes informieren, riet die Medizinerin. Man müsse auch immer abklären, ob eine Operation überhaupt notwendig und richtig sei. Es gebe viele Möglichkeiten, manchmal rate sie Patienten auch zu einer Psychotherapie, erklärte Zanon.

"Es ist unglaublich, wie die Brustvergrößerungen boomen", meinte die Medizinerin und fragte: "Was kann man tun, um den jungen Mädchen das auszureden?" Sie wisse von Frauen, die ihre Brust um bis zu zwei Liter pro Seite vergrößern wollen. "Das ist ja gesundheitsgefährdend", sagte Zanon. Grundsätzlich wären Schönheitsoperationen längst nicht mehr nur etwas für Frauen. Es gebe auch immer mehr Männer, die sich an Schönheitsmediziner wenden. (APA)