Der Duft von Rosen und Lavendel beherrscht die sommerlichen Gärten.

Foto: Schloss Trauttmansdorff / Meran

Die Sage vom Alpenkönig, die bekannteste der berühmten Dolomiten-Sagen, erzählt vom "Rosengarten", einer Gebirgskette in Südtirol südöstlich von Bozen, die tatsächlich in der Abenddämmerung in glühendem Rot erstrahlt.

Rosen - echte Rosen in allen Farben, Größen und Düften - bezaubern auch in einer der jüngsten touristischen Attraktionen in Südtirol, den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran. 1988 hatten einige Meraner Bürger die Idee geboren, das besondere Klima ihrer Stadt für einen botanischen Garten zu nutzen. Auf einer Fläche von zwölf Hektar wurden mehr als 80 Gartenlandschaften mit Pflanzen aus aller Welt angelegt. Naturlandschaften aus Europa, Amerika und Asien, außereuropäische Kulturlandschaften wie ein Reisfeld und eine Teeplantage und Zierpflanzensammlungen wie ein Rhododendrenhang sind einige der Attraktionen, zu denen auch ein Zypressensumpf aus dem Mississippigebiet und ein immergrüner Lorbeerwald zählen.

In Meran, dem wintermildesten Gebiet des deutschen Sprachraums, wurden schon im 19. Jahrhundert exotische Bäume und Sträucher angepflanzt. Der Arzt und Botaniker Dr. Franz Tappeiner plante und finanzierte den nach ihm benannten Tappeinerweg, eine vier Kilometer lange Kurpromenade mit 400 mediterranen und fernöstlichen Baum- und Strauchexemplaren wie Agaven, Feigenkakteen und chinesischen Hanfpalmen. Nicht ganz 400.000 Besucher im Jahr zählen die Betreiber, ein gewinnorientiertes Unternehmen unter Aufsicht der Südtiroler Landesverwaltung - und um diese Zahl laufend zu steigern, lassen sie sich immer neue Attraktionen einfallen: einen "verbotenen Garten" mit Giftpflanzen, eine Grotte mit Multimediashow über die Entstehung der Erde, einen Schaukasten mit Äskulapnattern aus dem Innsbrucker Alpenzoo und hoch über allem eine Aussichtsplattform, entworfen von Stararchitekt Matteo Thun. Um Besucher mehrmals pro Jahr in die Gärten zu locken, werden die jahreszeitlichen Höhepunkte als besondere Events angepriesen: von der Tulpenblüte im April bis zur Wein-, Kastanien- und Olivenernte im Herbst.

Dabei triumphierenen die als Schönheitsköniginnen gepriesenen Rosen mit ihrer Blüte von Juni bis August. Die Rosen wuchern auch hinaus aus dem botanischen Garten und begleiten den sogenannten "Sissi-Weg" bis ins Zentrum von Meran. Kaiserin Elisabeth - sie wird hier nach den Romy-Schneider-Filmen mit Doppel-S geschrieben - absolvierte ab 1870 mehrere Winterkuren auf Schloss Trauttmansdorff und begründete damit den europaweiten Ruf Merans als Kurort. Heute ist im Schloss das "Touriseum", Südtirols Landesmuseum für Tourismus, untergebracht, eine pfiffige Einrichtung, die auf amüsante Weise den Fremdenverkehr, die Grundlage für die Prosperität des Landes, zelebriert.

Am Rande des Gartens eines anderen Meraner Schlosses, Pienzenau, wo Sisi ihren Wagenpark und ihre 27 mitgebrachten Pferde versorgen ließ, frönt seit einigen Jahren das Hotel Pienzenau der Südtiroler Rosenlust: mit einem Rosengarten samt Fitnessgeräten auf der Dachterrasse, mit rosenduftenden Kosmetikprodukten und einmal in der Woche mit einem Rosen-Galadiner, bei dem Dillschaum an Rosenblüten, glasierter Wachtelspieß mit Rosentropfen und ein süßer Rosen-Ausklang serviert werden.

Das Hotel Pienzenau gehört auch einer Vereinigung an, die sich Bibliotels nennt und die Förderung der Lesekultur in Gastbetrieben pflegt. Durch hoteleigene Bücher und durch Autorenlesungen. Es braucht nicht betont zu werden, dass in der Bibliothek von Hotel Pienzenau Prachtbände über Rosenkultur dominieren. (Horst Christoph/DER STANDARD/Rondo/25.06.2010)