Die ÖVP steht unter der Fuchtel der Freiheitlichen. Trotz aller Beteuerungen, von den Polit-Hooligans Abstand halten zu wollen, befindet sich die Volkspartei in einer direkten Koalition mit deren Anführer Heinz-Christian Strache. In Kärnten.

Josef Pröll, dem Parteichef in Wien, scheint das doch ein wenig peinlich zu sein, mit den Schmuddelkindern will er nicht spielen, nicht einmal gesehen werden, also bleibt er dem Parteitag in Klagenfurt fern und geht in Wien lieber in die Oper. Dafür müssen sich Parteifunktionäre aus der zweiten Reihe bemühen, die Liaison mit den sonst ungeliebten Blauen schönzureden.

Josef Martinz, der schwarze Parteichef vor Ort, hat in der Sache überhaupt keine Berührungsängste, Hauptsache dabei sein. Sein Argument für die Anbiederung an Strache und die Scheuchs: Bei einem Ausstieg aus der Koalition mit der FPK würde die ÖVP wieder in die Bedeutungslosigkeit fallen. Das ist eine politische Bankrotterklärung.

In der Volkspartei scheint niemand damit ein Problem zu haben. ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger sieht darin sogar einen "klaren Kurs". Dass Martinz' Steuerberater für eine Beratung beim Verkauf der Kärntner Hypo sechs Millionen Euro kassiert hat, scheint auch niemanden in der Partei zu irritieren: Martinz wurde am Wochenende beim Landesparteitag als Parteichef bestätigt - eine Unterwerfungsgeste an Jörg Haiders politische Erben. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 28.6.2010)