Standard: Das Unterrichtsministerium will Bewegung in den Schulen ohne zusätzliche Sportstunden forcieren. Kann das funktionieren?

Oebelsberger: Das sind nicht mehr als Lippenbekenntnisse. Der pädagogische Wert des Sportunterrichts wird nicht erkannt.

Standard:  Achtjährige Kinder haben zwei Schulsportstunden pro Woche. Ist das genug?

Oebelsberger: Natürlich nicht. Alle wichtigen Bewegungen werden in der Volksschule gelernt. Da besteht Handlungsbedarf, aber im Ministerium laufen wir gegen Wände. In Tirol kürzen wir auf Eigeninitiative jede Schulstunde um fünf Minuten, um den Volksschülern pro Tag eine halbe Stunde mehr Bewegungszeit zu geben.

Standard:  Können Schulen schulautonome Stunden nicht auch für Sport verwenden?

Oebelsberger: Die Schulautonomie ist das Hauptproblem. Der Großteil der Schulen setzt lieber auf Fremdsprachen oder Mathe, zulasten von Sportstunden. Und wo kann man, wenn Projekte anstehen, Stunden am leichtesten abzwacken? Natürlich beim Sport.

Standard:  Merken Sie bei den Schülern Bewegungsdefizite?

Oebelsberger: Die Schüler werden ungeschickter. Purzelbaum und Hopserlauf schaffen viele nicht mehr. Da gehören aber auch die Eltern in die Pflicht genommen.

Standard:  Können Sportvereine in Schulen eine Hilfe sein?

Oebelsberger: Das ist ein guter Ansatz, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Gerade die Kinder, die Sport so nötig hätten, werden mangels Talent oft ausgesiebt. (Von David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 26. Juni 2010)