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Kinder und Jugendliche nutzen soziale Netzwerke im Internet oft ohne sich bewusst zu sein, welche Folgen dahinterstehen können, so Experten.

Foto: AP/Probst

Rund die Hälfte aller Kinder (44 Prozent) wird der richtige Umgang mit dem Internet nicht beigebracht, so eine Studie die von A1 in Auftrag gegeben wurde. Dr. Barbara Brüning, Professorin für Erziehungswissenschaft/Didaktik der Philosophie und Ethik an der Universität Hamburg, fordert ein Schulfach oder zumindest einen Lernbereich, in dem Kinder über Gefahren und Chancen des Internets aufgeklärt werden. Das Fach könne beispielweise "Informatik und Medien" heißen und im Alter von elf bis zwölf Jahren stattfinden.

Dabei soll es aber weniger um die Technik rund um den Computer gehen, im Mittelpunkt soll die Ethik stehen, waren sich alle Diskussionsteilnehmer der Veranstaltung "Roundabout Kids 2010: Facebook als Schulfach?" einig. Neben Brüning waren auch Dr. Ingrid Paus-Hasebrink, Vize-Dekanin der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg, und Ing. Martin Bredl, Leiter der Unternehmenskommunikation mobilkom austria und Telekom Austria TA AG bei der Runde dabei - im Vorfeld der Diskussion wurde das Ergebnis einer Studie über Kinder und neue Medien präsentiert.

Kinder sollen verantwortungsbewusst mit Daten umgehen

Dass sie den "Digital Natives" - das sind Menschen unter 30 Jahren, die mit den neuen Medien aufgewachsen sind -  technisch nicht viel über Computer lehren können, weiß die aus "Digital Immigrants" bestehende Diskussionsgruppe. "Kinder wollen nicht von Eltern lernen", wenn es um den Bereich Computer geht - aber die Eltern sollen Grenzen für sie setzen, meint Bredl.

Derzeit werden dennoch 61 Prozent der Kinder von den Eltern aufgeklärt, nur 13 Prozent wird der Umgang mit Handy, Computer und Internet in der Schule vermittelt. Ein Fünftel (18 Prozent) wird von den Geschwistern und Freunden eingeschult - ein Fünftel (19 Prozent) hat gar keine Ansprechperson, hat die Kinder-Studie herausgefunden.

Den Kindern soll beigebracht werden, verantwortungsbewusst mit den eigenen Daten umzugehen. Es ist problematisch, wenn sich Jugendliche im facebook, SchülerVZ oder ähnlichem als "King of Komasaufen" bezeichnen, so Brüning sinngemäß. Jugendliche verstehen noch nicht, dass solche Aussagen im Netz später auch ihre berufliche Laufbahn beeinflussen können.

Eltern sollen Interesse zeigen

Neben der Schule sollen aber auch Eltern einen Teil zur Aufklärung über das Internet beitragen: Sie sollen "Interesse zeigen, für das, was die Kinder im Netz machen", so Brüning. Zeitsperren und Sperren bestimmter Seiten sind nicht sinnvoll, weiß Bredl aus Erfahrung: Sein Sohn hat den Filter durch einen schlauen Trick umgangen. Eltern sollten sich dafür interessieren, was ihre Kinder im Internet anschauen und mit wem sie kommunizieren. Gespräche mit den Kindern seien sehr wichtig.

Ethik und Rechte im Internet sollen in der Schule vermittelt werden: Das Copyright-Gesetz, gegen das viele Kinder unwissentlich verstoßen, soll thematisiert werden und auch der Identifikationstausch - dieser findet statt, wenn sich jemand im Internet als eine Person ausgibt, die er/sie im wahren Leben nicht ist. Brüning fragt die Kinder aus dem Publikum, ob sie sich schon einmal für jemand Älteres ausgegeben haben: Da lachen sie nur.

Internet-Mobbing nicht schlimmer

Alle Mobbing-Arten sind gleich verletzend, glaubt Brüning, der Unterschied beim Internet-Mobbing sei aber, dass es öffentlicher sei. Normal verließen die Gerüchte den Schulhof nicht, im Internet können sie sich natürlich viel schneller verbreiten. Brüning ist wichtig, dass man auch über Mobbing in der Schule spricht und die Kinder dadurch dazu bringt, "sich ein eigenes Urteil zu bilden". (Isabel Russ, derStandard.at 25.06.2010)