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Am 22. Juni wurde der Sarg von Grzegorz Bukowski, dem bisher letzten in Afghanistan gefallenen Soldaten, nach Warschau überführt. Insgesamt starben 18 polnische Soldaten in Afghanistan.

Foto: Reuters/Adam Warzawa

Warschau - Der polnische Parlamentsvorsitzende Bronislaw Komorowski, der derzeit kommissarisch Pflichten des Staatsoberhaupts erfüllt und am 4. Juli bei der Stichwahl um den Präsidentenposten kämpfen wird, hat die Regierung angewiesen, die Strategie des Rückzugs des polnischen Kontingents aus Afghanistan vorzubereiten. Die Strategie soll beim NATO-Gipfel im November vorgestellt werden, erklärte Komoriwski am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Komorowski wiederholte bei der Sitzung des Rats für Nationale Sicherheit am Donnerstag, dass 2011 der Prozess der Reduktion der polnischen Anwesenheit in Afghanistan beginnen und die Mission im Jahr 2012 beendet sein solle. An dem Treffen nahmen unter anderem die Chefs aller parlamentarischen Parteien - Premier Donald Tusk von der rechtsliberalen Bürgerplattform (PO), Vizepremier Waldemar Pawlak (Bauernpartei PSL), Jaroslaw Kaczynski von der rechtskonservativen PiS und Grzegorz Napieralski von der linken SLD - teil.

Chef der Nationalen Sicherheit: Situation kann zu strategischer Katastrophe für die NATO werden

Für Aufsehen sorgte kurz vor der Sitzung des Rats der Chef des Büros für Nationale Sicherheit (BBN), General Stanislaw Koziej, der in einem Text auf der Website des BBN geschrieben hatte, dass "die Aufgaben, die Polen in Afghanistan übernommen hatte, die Möglichkeiten des polnischen Kontingents überschreiten". Seiner Meinung nach verschlechtere sich die Situation in Afghanistan und könne zu einer strategischen Katastrophe für die NATO werden.

Koziej schrieb, dass Polen in Afghanistan in ein strategisches Patt geraten sei. Nach seiner Auffassung könne sich Polen eine weitere Vergrößerung der Aufgaben in dieser Mission politisch, ökonomisch und militärisch nicht leisten, deshalb solle das Ausmaß der Aufgaben oder die Größe der Zone der polnischen Verantwortung verringert werden.

"Die Noten der NATO-Befehlskommandos sind sehr positiv"

"Ich stimme mit General Koziej nicht überein", erklärte der Chef des Generalstabs, General Mieczyslaw Cieniuch, gegenüber Journalisten am Freitag. Er betonte, dass das polnische Kontingent seine Pflichten auf dem nötigen Niveau erfülle. "Die Noten der NATO-Befehlskommandos sind sehr positiv", antwortete Cieniuch auf die Frage, ob die Aufgaben tatsächlich die Möglichkeiten der polnischen Soldaten überschreiten würden. Verteidigungsminister Bogdan Klich (PO) betonte, dass der Text von Koziej nur "Material zur Diskussion ist, der die private Meinung der Generäle widerspiegelt".

Das 2.600 Soldaten umfassende Afghanistan-Kontingent Polens ist seit Herbst 2007 in der südlichen Provinz Ghazni stationiert, deren Bergregionen teilweise in der Hand von Taliban-Kämpfern sind. Ziel der polnischen Militärs ist es, dass dort die afghanische Armee und die Polizei die Kontrolle übernehmen. (APA)