Zwei Paläste, einer halb verfallen, einer fast abgebrannt: Attila Dogudan will die beiden Gebäude originalgetreu rekonstruieren. So soll eine Nobel-Herberge direkt am Bosporus entstehen.

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Sashah Khan, Weltenbummler mit österreichischem Pass, hat sich zweimal verliebt: Zuerst in eine Deutschtürkin, und dann in Istanbul. Schnell war ihm klar, dass er in der Bosporus-Metropole leben und arbeiten will. Einige Jahre später liegt ihm buchstäblich die Stadt zu Füßen. Auf den 19. Stock eines Hauses mitten in Istanbul hat er eine preisgekrönte Glaskonstruktion gesetzt und betreibt dort nun seit fünf Jahren höchst erfolgreich das "360", das untertags ein Restaurant und abends ein Club ist.

Khan und seine Partner waren unter den ersten ausländischen Gastronomen in der Türkei. "Die Türken lieben es auszugehen, für sie hat Essen auch einen sozialen Wert", sagt Khan. Dementsprechend unberührt blieb sein Lokal von der Wirtschaftskrise: "Auch die, die kein Geld haben, gehen raus, um das zu vergessen."

Neuer "Palast" am Bosporus

Khan hat unter anderem bei Attila Dogudans Do & Co gearbeitet. Der Österreicher ist mit seinem Catering-Unternehmen vor drei Jahren in seine Geburtsstadt Istanbul zurückgekehrt: Direkt am Flughafengelände werden täglich zehntausende Menüs für Turkish Airlines zubereitet. An einer Bosporus-Brücke, praktisch direkt an der Grenze zwischen Orient und Okzident, baut Dogudan nun das Palace Hotel. Aus den früheren Residenzen zweier Sultanstöchter soll eine Nobelherberge entstehen, und zwar in einer der "TopTen-Locations der Welt", wie Dogudan meint.

"Wer hier nicht investiert, macht einen Fehler", sagt er über die Türkei. Das ist ganz im Sinne der Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien (WKW), Brigitte Jank. Die WKW hat 2010 zum Türkei-Schwerpunkt-Jahr erkoren, denn die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Wien und Istanbul sind durchaus ausbaufähig. Große Konzerne wie OMV und Verbund haben schon Millionen in der Türkei investiert; geht es nach Jank, sollen nun auch kleine und mittlere Unternehmen folgen, also lud die Präsidentin Wirtschaftstreibende zu einer Mission nach Istanbul, die zumindest den Zahlen nach vielversprechend sein könnte: Mindestens vier Prozent Wirtschaftswachstum werden der Türkei für heuer prognostiziert, optimistischere Schätzer rechnen sogar mit acht Prozent.

Gute Beziehungen

Unternehmen in die Türkei bringen und Türken zum Urlauben nach Wien bringen: Das war die Mission von Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SP), die ebenfalls Istanbul bereiste. Sie lobte die guten Beziehungen zwischen Wien und der Türkei, schließlich würden in der österreichischen Hauptstadt "zehntausende kleine Botschafter der Türkei leben".

Dass die Gastarbeiter und ihre Nachfahren das Image der Türkei prägen, wird freilich nicht nur als Vorteil gesehen: "Es war ein großer Fehler, in den 70er-Jahren praktisch jeden nach Österreich und Deutschland zu schicken", sagt Sadi Gücüm von der türkischen Industriellenvereinigung Tüsiad. Aber von diesem Image sollten sich europäische Unternehmer nicht abhalten lassen, in der Türkei zu investieren, findet Gücüm: "Business is business."(Andrea Heigl aus Istanbul, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 26.6.2010)