Grafik: DER STANDARD

Der BP-Konzern hat im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko einen weiteren Rückschlag erlitten. Ein Unterseeroboter stieß an die Absaugvorrichtung über dem lecken Bohrloch, die daraufhin entfernt werden musste. Stunden später arbeitete die Anlage wieder, allerdings wurde die volle Kapazität noch nicht wieder erreicht. Durch den Trichter konnten zuletzt 2,6 Millionen der bis zu zehn Millionen Liter Öl, die am Tag austreten, abgesaugt werden. Ein Mitarbeiter des Schiffes, in das das Öl gepumpt wird, sagte, es werde einige Zeit dauern, bis die Anlage wieder mit voller Kapazität arbeite.

Der neuerliche Zwischenfall dürfte zahlreiche Österreicher in ihrer Meinung zum Umgang BPs mit der Ölpest nach der Explosion der "Deepwater Horizon" bestätigen: Einer am Donnerstag veröffentlichten Market-Umfrage zufolge glauben 85 Prozent, dass BP mit der Situation im Golf von Mexiko völlig überfordert ist. 88 Prozent der Österreicher (ab 15 Jahre) fühlen sich durch die Ölpest im Golf von Mexiko "betroffen" , wie die Onlineumfrage des Meinungsforschungsinstituts unter 500 Österreichern ergab (siehe Grafik).

Jeder zweite Befragte gab an, BP-Tankstellen zu boykottieren oder dies zu überlegen. 89 Prozent der Befragten glauben, dass BP nicht das Bestmögliche getan habe, um das Ausfließen des Öls zu verhindern, sondern hauptsächlich die eigene Kosten-Nutzen-Rechnung im Auge behalten habe. Lediglich acht Prozent glauben, dass das Unternehmen die Katastrophe wieder in den Griff bekommen könne. Die Mehrheit der Österreicher (55 Prozent) ist überzeugt, dass die Katastrophe durch höhere Sicherheitsstandards hätte verhindert werden können. Mehr Männer (59 Prozent) als Frauen (50 Prozent) glauben das.

Vor allem die Frauen (74 Prozent) halten Erdölbohrungen in extremen Umgebungen für nicht gerechtfertigt, wenn man weiß, welch großer Schaden bei Unglücksfällen der Umwelt zugefügt werden könne.

Folgen für die Gesundheit

Nicht nur die Umwelt, tausende Betroffene in den USA leiden unter den Folgen der Katastrophe. Die Washington Post berichtete am Donnerstag, Sozialarbeiter seien mit einem Anstieg psychischer Krankheiten konfrontiert. Allein im Süden Louisianas, den die Ölpest zuerst traf, hätten 1500 Menschen bei katholischen Beratungsstellen Hilfe gesucht.

Wie nach ähnlichen Vorfällen, etwa dem Unglück der "Exxon Valdez" 1989, erwarten Experten neben vermehrt auftretenden Depressionen, Alkohol- und Drogenproblemen mehr physische Erkrankungen - etwa hohen Blutdruck und Herzleiden. "Wir beobachten vermehrt Misstrauen, mehr Streit und häusliche Gewalt" , sagte Howard J. Osofsky von dem Louisiana State University Health Siences Center in New Orleans. Auch Berichte über eine Zunahme von Alkoholproblemen lägen bereits vor. (APA, apn, spri, DER STANDARD; Printausgabe, 25.6.2010)