Ein Schiff wird kommen: Mit 5,16 m in der Langversion ist die R-Klasse fast zwei Smarties (2,7 m) lang. Dafür steht's in der Insassenwertung 7:2. Eine Frage der Zielgruppe.

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Luxuriös geht's in der rundum erneuerten R-Klasse zu - alles andere wäre auch eine Niederlage, bei dem Preis, der Marke.

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Außerdem weiß der große Wagen durch praktische Talente zu überzeugen. Da passt fast jeder Koffer hinten rein.

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Einmal vollstromen, bitte. Wo? Verrät bald eine App am iPhone.

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2060. Der letzte machte soeben das Licht aus. Der letzte verbrennungsmotorisch betriebene Pkw. Heute dominiert das Elektroauto. Wehmütig blicken Automobilenthusiasten - trotz jahrzehntelanger Kampagnen der Weltregierung ist diese Gesinnung noch immer legal - zurück auf die goldenen Otto- und Dieselzeiten vor 50 Jahren. Damals stellte sich die Frage noch, ob E-Mobilität je massentauglich würde, und man stritt sich, wer der Erste sei, der das Licht anmache. Smart sollte/wollte seinerzeit jedenfalls dabei sein.

Licht und Strom, das führt uns unweigerlich nach New York, wo in den 1880er-Jahren Thomas Edison das Licht angemacht hatte, das heißt: die Pioniertat der Elektrifizierung vollbrachte, inklusive Einführung von Elektrolicht bis in die Privathaushalte. Folgerichtig wählten die Nachfolger des Erfinders des Automobils (Carl Benz, 1886), selber Nation wie der Elektromotor-Erfinder (Werner von Siemens, 1866), die US-Metropole zur Präsentation des Elektro-Smart kurz vor Großserienstart. 

2010 also, Sommersonnenwende. Passanten aller Couleurs starren offenmundig den seltsamen Vehikeln nach, die da quer durch Brooklyn surren. Die Dinger, von denen heuer mehr als 1500 Stück produziert werden, laufen bereits erstaunlich rund. Und zirka 135 km weit mit der von Tesla gelieferten Batterietechnik. Der 30 kW starke Permanentmagnetmotor katapultiert den Smart ED in 6,5 Sekunden - nein, nicht auf 100, sondern auf Stadttempo 60 km/h, Vmax sind 100 Sachen, darüber würde die Batterie blitzartig leergenuckelt. So reicht sie, um vier, fünf Stunden im normalen Stadtverkehr mitzuschwimmen. Schon jetzt.

Lithium-Ionen-Batterie

2012 - da werden die E-Smarties dann auch an Private verkauft und in fünfstelligen Stückzahlen gebaut - ist technologisch noch einmal ein Sprung zu erwarten: Dann geht man mit einer neuen Lithium-Ionen-Batterie an den Start, die Daimler soeben im Sachsenland mit Evonik fertig entwickelt und die dann wohl auch für größere Reichweite gut sein wird.

Damit man nicht plötzlich in anrüchigen Vierteln saftlos rumsteht, hat Smart eine eigene „Drive App" fürs iPhone entwickelt. Abrufbar sind da auch nächstgelegene Ladestationen, Reichweite, restliche Ladezeit (3,5 Stunden bei einem typischen Ladevorgang von 20 auf 80 Prozent Batteriekapazität) sowie die Zeit der günstigsten Stromkosten (meistens nachts).

Und dann sahen wir Frankreich untergehen. Im Smart-Veranstaltungshauptquartier, mitten in Brooklyn. 0:2 gegen Mexiko. Inzwischen, 1:2 gegen Südafrika, ist das Licht ganz aus. Dass Les Bleus ihr Adieu in drei, vier diskret abgedunkelten R-Klassen antraten, ist aber ein Gerücht. Obwohl: Bis zu sieben Kickern mit ein paar Wuchteln böte sich locker Platz.

Mercedes' Riesentrumm, dessen Langversion 5,16 m misst und das die Insassen luxuriös von A nach B und notfalls noch viel weiter bringt, wurde gründlich überarbeitet. Resultat ist ein - endlich - gefälliges Antlitz und zeitgemäßer Spritverbrauch dank stärkerer, aber sparsamerer Motoren.

Die R-Klasse eröffnete seinerzeit ein neues Segment, der Erfolg war bisher bescheiden, aber immerhin fand das Konzept Nachahmer. BMWs 5er GT etwa. Dem hat die R-Klasse vor allem eines voraus: Alltagsnutzen. Dies ist nicht nur ein Auto für Individualisten, sondern auch eines mit viel Nutzraum. Ob es das große R 2060 noch geben wird, ist eine andere Frage - die sich beim E-Smart nicht stellt. (Andreas Stockinger/Der Standard/25/06/2010)