Lissabon/Wien - Gute Nachricht zum Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel am Samstag (26. Juni): Die Häufigkeit von injizierendem Drogenkonsum ist in Europa stabil bis rückläufig. Dies hat ein neuer Bericht der europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA bzw. EBDD) in Lissabon ergeben.

"Der injizierende Drogenkonsum hat in Europa eine lange Tradition. Er trat erstmals Anfang der 1980er Jahre mit einem wachsenden Heroinproblem und der Ausbreitung des HI-Virus in den Vordergrund. Seither hat er zu mehr als 100.000 Todesfällen geführt", erklärte Joao Goulao, der Vorsitzende des Verwaltungsrats der EBDD.

Der Experte in einer Presseaussendung: "Nach 30 Jahren können wir mit einer gewissen Zufriedenheit feststellen, dass der injizierende Drogenkonsum abzunehmen scheint. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass er weiterhin im Zentrum der Drogenproblematik in Europa steht.

In ihrem jüngsten Bericht "Trends beim injizierenden Drogenkonsum in Europa" schätzt die EBDD, dass es in der EU heute zwischen 750.000 und einer Million aktive injizierende Drogenkonsumenten gibt. Während in den meisten Staaten die Situation stabil bis rückläufig ist, gibt es in manchen Regionen auch eine wachsende Zahl an Drogenkonsumenten mit problematischem Suchtgiftgebrauch.

Die erhobenen Daten über Drogenkonsumenten, die sich in Behandlung begeben, bieten ein umfassendes Bild des injizierenden Drogenkonsums in Europa. Ein Drittel derjenigen, die sich in 26 Ländern (25 EU-Länder und Kroatien) wegen Drogenproblemen behandeln lassen, geben an, dass sie ihre Hauptdroge "zumeist injizieren". Der Anteil schwankt stark von Land zu Land: Während in den Niederlanden weniger als zwei Prozent derjenigen, die sich in Behandlung begeben, ihre Droge "zumeist injizieren", beträgt dieser Anteil in Litauen 93 Prozent. In Österreich sind etwa 25 Prozent der Personen, die in Behandlung kommen, aktuell i.v.-Drogenkonsumenten. Jemals Suchtgift injiziert haben in Österreich etwa 50 Prozent jener Patienten, die wegen Drogenabhängigkeit in Therapie kommen.

Der injizierende Drogenkonsum in Europa betrifft überwiegend den Konsum von Opioiden, doch mittlerweile gibt weniger als die Hälfte (45 Prozent) derjenigen, die sich wegen des Konsums von Opioiden als Primärdroge in Behandlung begeben, an, dass sie ihre Droge "zumeist injizieren". In den Jahren zwischen 2002 und 2007 war die Abnahme des Anteils der injizierenden Drogenkonsumenten unter den Heroinkonsumenten, die sich zum ersten Mal in Behandlung begaben, in zehn Ländern statistisch signifikant.

Nur zwei Länder, Bulgarien und die Slowakei, verzeichneten gegen den Trend einen statistisch signifikanten Anstieg. Für diesen Fünfjahreszeitraum zeigen die Daten über Drogenkonsumenten, die sich erstmals in Behandlung begaben, einen Abwärtstrend beim injizierenden Drogengebrauch unter Konsumenten von Kokain als Primärdroge sowie einen stabilen Trend unter Konsumenten von Amphetamin als Primärdroge. (APA)