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Die Mariahilfer Spitzenkandidatin Susanne Jerusalem (im Bild mit Vassilakou) räumte ein, dass die Querelen die Chancen auf die Umfärbung des Bezirks schmälern könnten, aber man könne niemand daran hindern, selbst zu kandidieren.

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Wien - Nach den jüngsten Konflikten in der Josefstadt, die mit dem Absägen des amtierenden grünen Bezirksvorstehers Heribert Rahdjian geendet hatte, müssen sich die Wiener Grünen rund vier Monate vor der Wahl erneut mit internen Querelen herumschlagen. So hat sich die Bezirksmannschaft in Mariahilf gespalten, womit nun zwei grüne Fraktionen antreten werden. Der sechste Bezirk gilt für die Grünen als Schlüsselbezirk, weshalb die Partei angekündigt hatte, intensiv um Stimmen im derzeit rot regierten Mariahilf kämpfen zu wollen.

Die abgespaltene, acht Personen umfassende Fraktion mit dem Vorsitzenden Manfred Rakousky wird im Herbst unter dem Listennamen "Echt Grün - Die Mariahilfer Alternative" den Grünen im Bezirk Konkurrenz machen. Der Konflikt hat seinen Ursprung in der Wahl der Noch-Gemeinderätin Susanne Jerusalem zur grünen Bezirksvorsteherkandidatin. Die Gruppe rund um Rakousky sah darin einen "Putsch" der Landespartei, wie sie am Donnerstag in einer Aussendung wissen ließ. Grüne Grundwerte seien dadurch verraten worden. Der Neo-"Echt Grün"-Chef war bei der Bezirkslistenerstellung Jerusalems einziger Gegenkandidat um die Nummer 1 gewesen und seiner Rivalin mit 32 zu 12 Stimmen unterlegen.

"Mauer unüberwindbar"

"Es gab bis gestern Verhandlungen mit den Gruppen und dem Landesvorstand über einen Kompromiss", so Rakousky. Die Bezirksgruppe sei vor einem Jahr noch "wunderbar vereint" gewesen. Die Möglichkeit einer Wiedervereinigung in naher Zukunft sieht er derzeit nicht: "Jetzt ist die Mauer so hoch, dass sie für uns unüberwindbar ist." Aber falls ein faires Angebot komme - "jetzt oder nach der Wahl" - könne man durchaus darüber nachdenken.

"Kann es nicht ändern"

"Es ist bedauerlich, dass diese Gruppe die klare demokratische Entscheidung nicht akzeptiert, aber ich kann es nicht ändern", kommentierte Klubobfrau Maria Vassilakou die neuerlichen Reibereien. Die grüne Bezirksgruppe mit Jerusalem als Spitzenkandidatin sei jedenfalls ein stabiles Team. Sie sei nach wie vor guter Dinge, dass man den sechsten Bezirk erobern werde. "Die Bezirke sind ein eigener politischer Mikrokosmos", gab die Wiener Grünen-Chefin zu bedenken. Konflikte am Vorabend einer Wahl seien - auch bei anderen Parteien - keine Seltenheit. Da nun in allen 23 Bezirken die grünen Listen erstellt worden seien, erwarte sie sich nun keine Grabenkämpfe mehr, zeigte sich Vassilakou optimistisch.

Chancen auf Umfärbung werden geschmälert

Die Mariahilfer Spitzenkandidatin Jerusalem räumte ein, dass die Querelen die Chancen auf die Umfärbung des Bezirks schmälern könnten, aber man könne niemand daran hindern, selbst zu kandidieren. Man habe zuletzt über eine neuerliche Listenwahl verhandelt, sei aber zu dem Entschluss gekommen, dass dies aus demokratischen Gründen nicht gehe. Man werde sich jedenfalls im Bezirk voll auf den Wahlkampf konzentrieren.

Erst kürzlich führte die grüne Bezirksgruppe in der Josefstadt ihre Machtkämpfe öffentlich aus - mit der Konsequenz, dass der Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian nicht mehr zum Spitzenkandidaten gewählt wurde. Ihm war es beim Urnengang 2005 gelungen, die traditionell bürgerliche Josefstadt umzufärben. Alexander Spritzendorfer soll nun dafür kämpfen, dass der - abgesehen von Neubau - einzige grüne Bezirk auch weiterhin einen grünen Bezirksvorsteher haben wird. (APA)