Wien - Karin Bergmann, 1986 mit Claus Peymann von Bochum nach Wien gekommen, nimmt zu Saisonende Abschied vom Burgtheater, dessen Vizedirektorin sie seit 1999 war. Sie geht aber nicht, wie man munkelte, im Streit: Sie sorgte für einen reibungslosen Übergang von Klaus Bachler zu Matthias Hartmann. Dieser wurde "super geschafft". Es ist daher, so Karin Bergmann, "jetzt der richtige Zeitpunkt zu gehen. Ein Jahr lang Abschiednehmen wäre für niemanden hier im Haus auszuhalten."

In der Tat "super geschafft" hat auch Hartmann seine erste Saison als Burgtheaterdirektor: Er steigerte nicht nur die traditionell hohe Auslastung im Akademietheater (von 85,07 Prozent in Bachlers letzter Saison 2008/09 auf 88,9 Prozent), sondern vor allem jene im Haupthaus: Mit einer Auslastung von exakt 90 Prozent dürfte Hartmann, dessen "Faust"-Inszenierung permanent ausverkauft ist, einen Rekordwert erreicht haben (in den letzten Jahrzehnten lag sie zumeist zwischen 75 und 80 Prozent). Dieser Erfolg bereitet dem Direktor schon fast Kopfschmerzen. Denn die Latte liegt nun hoch: "Eine solche Auslastung ist ja unseriös. Die kann man gar nicht halten."

Äußerst positiv wirkte sich das Publikumsinteresse auf die finanzielle Situation aus: Silvia Stantejsky, seit zwei Jahren kaufmännische Geschäftsführerin, konnte sich über Mehreinnahmen von 250.000 Euro gegenüber dem vorigen Spieljahr freuen. Das Burgtheater werde daher auch 2010/11 ausgeglichen bilanzieren können, obwohl weniger Geld zur Verfügung steht. Denn die für das Jahr 2010 zugebilligte Subventionserhöhung von 3,5 Millionen Euro für alle Bundestheater musste bereits im Geschäftsjahr 2009/10 verwendet werden (für die Burg bedeutet das eine Budgetkürzung von einer Million Euro für die Saison 2010/11 ).

Der gegenwärtigen Evaluierung im Auftrag des Kulturministeriums stehen Hartmann und Stantejsky gelassen gegenüber: "Wir haben bereits jedwedes Beschäftigungsverhältnis durchforstet, seit der Ausgliederung 1999 wurden 44 Köpfe eingespart, es gibt auch keine Überstunden bei der Technik mehr. Jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht: Wir haben Investitionsvorhaben noch einmal hinausgeschoben."

"Es wurden viele Maßnahmen ergriffen, um den Betrieb effizienter zu machen", sagt Hartmann. "Ich werde trotzdem nicht müde, weiter zu sparen. Ich frage mich dauernd, wie man z.B. die Produktionskosten verringern kann. Das Geld gehört der Kunst und soll auf die Bühne." Eine aufwändige Plakatlinie wie das Theater an der Wien könne sich das Burgtheater nicht leisten. Aber: "Die Politik stützt uns. Fürs Jammern ist noch nicht die Zeit." (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2010)