Bezirksvorsteher Adi Tiller. Im Hintergrund der Karl-Marx-Hof.

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Ergebnis Döbling Gemeindeswahl 2005. Quelle: wien.gv.at

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Ergebnis Döbling Bezirksvertretungswahl 2005. Quelle: wien.gv.at

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Blick auf die Weinberge und die Stadt vom Kahlenberg aus.

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Politiker beim Heurigen in Grinzing.

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Das Ende der Präsidentenvilla.

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Adolf Tiller ist mächtig. Der 70-Jährige ehemalige "Bunte Vogel" unter Erhard Busek ist Bezirksvorsteher von Wien-Döbling. Wie mächtig Tiller ist, das zeigte sich bei Johannes Hahns Wechsel als EU-Kommissar nach Brüssel. Hahn wollte nämlich trotz seines Karriereschritts weiterhin Chef der Wiener ÖVP bleiben. "Das wird nicht gehen", sagte jedoch der ÖVP-Bezirksvorsteher. Es sei "sehr sympathisch", dass Hahn der Wiener Volkspartei helfen wolle, von Brüssel aus sei dies aber nicht möglich.

Gleichzeitig betonte Tiller, dass er sowohl Staatssekretärin Christine Marek als auch den EU-Abgeordnete Othmar Karas für geeignet halte. Und siehe da - Marek war dann auch diejenige, die Wiener Parteiobfrau wurde.

32 Jahre Bezirksvorsteher

Tiller ist seit 1978 Bezirksvorsteher von Wien-Döbling. Seit 32 Jahren hat er das Amt inne, das macht ihm kein anderer Bezirksvorsteher in Wien nach. Abgeschlagen auf Platz zwei ist der Bezirksvorsteher von Wien-Landstraße, Erich Hohenberger, der immerhin auch schon seit 1989 in seinem Bezirk regiert.

In Döbling leben 68.277 Personen (Stand 1. Jänner 2009), der Anteil der Ausländer beträgt 15,9 Prozent.

Bezirk der Reichen und Armen

Der 19. Bezirk ist voll von Gegensätzen. Auf der einen Seite gibt es viele Gemeindebauten. Der Karl-Marx-Hof im Bezirksteil Heiligenstadt etwa, ein Wohnbau, der in den Jahren 1926 bis 1933 nach Plänen von Karl Ehn mit 1.272 Wohnungen errichtet wurde, und der größte Wohnbau dieser Art in der Stadt ist. Auf der anderen Seite gibt es in Grinzing die Villen, wo der Geldadel, allen voran Bauunternehmer Richard Lugner, und andere Reiche der Stadt leben. Die Gemeindebauten wurden im Bezirk geschaffen, um die soziale Durchmischung zu gewährleisten. So liegt der Karl-Marx-Hof nur wenige hundert Meter von der ehemaligen Präsidentschaftsvilla an der Hohen Warte entfernt. Die Villa wurde jedoch vor wenigen Monaten abgerissen. Bundespräsident Heinz Fischer hatte bei Amtsantritt auf die Villa verzichtet. Da sie ohnedies bereits renovierungsbedürftig war, entschied man sich für einen Verkauf.

Auf der Hohen Warte befindet sich neben der Wetterstation auch ein Traditionsfußballverein, der Vienna FC. Bekannt sind auch die Heurigen im Stadtteil Grinzing, die viele Touristen anziehen. Auch viele Politiker laden nach Grinzing, um ihre Sommer-Heurigen zu veranstalten.

Altes Döbling

Auffallend ist der hohe Altersdurchschnitt des Bezirkes. 12,1 Prozent der Menschen waren im Jahr 2008 75 und älter. Nur im 13. Bezirk gibt es noch mehr Personen in dieser Altersgruppe (13,0). Wenig überraschend deswegen auch die hohe Anzahl an Pensionistenheimen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 44,6 Jahre.

In schwarzer Hand

Bis 1978 war Döbling übrigens in SPÖ-Hand. Erst damals überholte die ÖVP bei den Bezirksvertretungswahlen die Roten. Seither ist sie unangefochtene Nummer eins. Bei der letzten Bezirksvertretungswahl im Jahr 2005 kam die ÖVP auf 40,67 Prozent. Die SPÖ erreichte 34,31 Prozent, die Grünen 14,04 Prozent und die FPÖ 8,45 Prozent. Anders die Ergebnisse der Gemeinderatswahlen. Hier schnitten 2005 die Roten besser als die ÖVP ab und erzielten 38,06 Prozent. Die ÖVP kam auf 33,51 Prozent.

Ziel der SPÖ wird es wohl auch im Herbst sein, wieder Nummer eins zu werden. Der rote Herausforderer heißt Franz Ekkamp und ist seit 1995 Gemeinderat der SPÖ.

Leergeräumte Parteikasse

Die SPÖ machte in Döbling zuletzt jedoch nur deshalb Schlagzeilen, weil 200.000 Euro aus der Parteikasse gestohlen wurden. Verdächtigt wird ein ehemaliger Bezirksfunktionär. Ob die Partei das Geld jemals wiedersehen wird, ist mehr als fraglich. Der mutmaßliche Dieb hat Privatkonkurs angemeldet. (rwh, derStandard.at, 24.6.2010)