Es war ein kleines Dankeschön für die gewaltige Wirtschaftshilfe, die das kriegszerstörte Österreich im Rahmen der Marshallplanhilfe von 1948 bis 1952 von den USAerhalten hat. Aber die 30 Mio. S (2,2 Mio. €), die die Bundesregierung 1999 zum 50. Jahrestag des Marshallplans für die Gründung einer der Marshallplan-Jubiläumsstiftung zur Verfügung stellte, haben den akademischen Austausch zwischen Österreich und den USA seither stark belebt. Und dank zahlreicher Drittmittel hat die Stiftung in den letzten Jahren ihr Programmangebot deutlich ausweiten können.

Vor zehn Jahren wurde zunächst der "Marshall Plan Chair in Austrian Studies" an der University of New Orleans (UNO) ins Leben gerufen, der jeweils für ein Jahr von einem Lektor aus Österreich besetzt wird (im Studienjahr 2001/2 war es der Autor dieses Artikels). Das Flagschiff der Marshallplan-Stiftung hat sich zwar gut etabliert, tut sich aber in manchen Jahren schwer, führende Wissenschafter nach New Orleans, das mehr für Lebensfreude als für Spitzenforschung bekannt ist, zu lotsen.

Mit 55.000 Dollar (45.000 Euro) im Jahr ist der Posten ordentlich, aber nicht sehr großzügig dotiert, und selbst diese Kosten übersteigen die Erlöse, die das ursprüngliche der UNO zur Verfügung gestellte Kapital von einer Million Dollar abwirft, sagt Eugen Stark, Geschäftsführer der Marshallplan-Stiftung. Deshalb musste zuletzt nachgeschossen werden.

Der letzte Marshall Plan Chair war der frühere Botschafter in Österreich, Peter Moser, der Diplomatie und europäische Geschichte unterrichtete. Seine Nachfolgerin ist die junge Wiener Politikwissenschafterin Monika de Frantz, deren Fachgebiet "urbane Kultur" ideal zum Schwerpunkt Regionalstudien passt, der nach der Katastrophe des Hurrikans "Katrina" 2005 für New Orleans angedacht wurde.

Stipendien für die Universität Berkeley und das neue gemeinsame Programm mit der School of Advanced International Studies (SAIS) an der Johns Hopkins University in Washington sind hingegen heißbegehrt. "Sobald sie ausgeschrieben werden, strömen die Bewerbungen herein", sagt Stark. "Das sind echte Selbstläufer."

An der SAIS unterstützt die Stiftung seit diesem Jahr jeweils zwei junge Forscher, die auch aus Ost- und Mitteleuropa stammen können. Die ersten Stipendiaten kommen aus der Ukraine und Bosnien. Das Programm, das im Mai in Wien vorgestellt wurde, ist mit 1,5 Millionen Euro dotiert und vorerst auf sieben Jahre angelegt.

Schwieriger ist es oft, amerikanische Talente an eine österreichische Uni zu locken, vor allem im Bereich der Ökonomie oder Technik, klagt Stark. "Österreich wird mit Literatur, Kunst, oder Philosophie assoziiert, nicht mit den Sozial- oder Naturwissenschaften." Drei Viertel aller Stipendien der Stiftung sind für Studien in den USA, nur ein Viertel fließt in die Gegenrichtung.

1000 Kurzzeitstipendien

Das zahlenmäßig größte Programm sind die Kurzzeitstipendien für Technikstudenten, die seit 2008 von der Stiftung vergeben werden. 1000 sollen es bis 2018 werden, bisher gab es in zwei Jahren 156 Teilnehmer, also etwas weniger als geplant. Die Kosten von einer Million Euro im Jahr sind durch private und halböffentliche Spenden gedeckt, aber die Auflagen der Gemeinnützigkeit schränken die Förderungsmöglichkeiten ein, sagt Stark: Es dürfen nicht die Studierenden an sich, sondern nur konkrete Forschungsprojekte unterstützt werden, und diese müssen durch Forschungsberichte belegt werden.

Als Nächstes will die Stiftung jeweils zwei junge wissenschaftliche Mitarbeiter der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer für einige Monate an führende Thinktanks in Washington vermitteln und ihren Aufenthalt dort finanzieren.

Abseits der Marshallplan-Stiftung läuft zwischen New Orleans und der Uni Innsbruck seit Jahrzehnten ein großes Austauschprogramm, das auch die "Katrina" -Katastrophe überstanden hat. Zwar ist die Zahl der Innsbrucker auf einem Rekordstand, aber vor allem wegen der kürzeren Studiendauer im Bologna-Prozess bleiben die meisten nur noch ein Semester, berichtet der Historiker Günter Bischof, Leiter des Center Austria an der UNO. Und immer mehr Österreicher würden ein Auslandsjahr in Europa oder gar in Asien vorziehen, sagt Bischof. "Die USA sind nicht mehr der Platzhirsch so wie im Kalten Krieg." (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. Juni 2010)