Verdi/Puccini schreiben im Jenseits wohl ein Requiem auf ihr Kulturland: Bis 2012 soll in Italien die Staatsunterstützung für Kultur um 50 Prozent reduziert werden.

Sparen als schwere Körperverletzung? Aber nein. Premier Berlusconi ist doch selbst ein Künstler, der CDs besingt und Lieder schreibt. Er würde so etwas nie tun, er weiß nur: Ein Land, in dem die opulente Kunstform Oper erfunden wurde, kann getrost ein Krisenweilchen mit sehr schlanken Arientempeln leben.

Vertraut ihm, schließlich kommt er selbst aus Mailand, wo ein Opernhaus steht! Und kippt die Laune, wird er das Land mit Gesangsdarbietungen aufrichten. Dass Teile des Volkes irren, also demonstrieren, und Transparente ("Die Kultur ist in Italien tot, und es fehlt das Geld für das Begräbnis!" ) schwenken, ist eine hilfreiche Nebenwirkung der Demokratie.

Mögen die Protest also weitergehen! Sie zeigen die Standhaftigkeit Silvios nur noch deutlicher! Und hat er sein Programm einmal durchgezogen, wird es einen EU-Dominospareffekt auslösen. Ihr werden sehen: Bald erdrücken Dankesschreiben aller EU-Regierungen Berlusconis Schreibtisch - für mutiges Voranschreiten in Sachen "Sanierung" .

Leider ist Ioan Holender schon überall engagiert. Sonst würde Berlusconi sicher auch zum Generalberater aller Opernhäuser auserwählt werden. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD/Printausgabe, 23.06.2010)