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Paramilitärs durchsuchen ein Fahrzeug in Urumqi, der Hauptstadt der Westprovinz.

Foto: AP/Eugene Hoshiko

Peking (APA/AFP) - Den chinesischen Behörden ist nach eigener Darstellung ein Schlag gegen eine "islamistische Terrorgruppe" in der Uiguren-Region Xinjiang gelungen. Mehr als zehn mutmaßliche Mitglieder der "Islamischen Bewegung Ostturkestans" (ETUIM) seien festgenommen worden, gab das Staatssicherheitsministerium am Dienstag in Peking bekannt. Die Gruppe soll für Anschläge während der Olympischen Spiele in Peking im Sommer 2008 verantwortlich gewesen sein.

Nach Angaben des Ministeriums waren unter den Festgenommenen auch zwei Anführer der Gruppe. Die zerschlagene Zelle habe "zahlreiche Terrorakte" in Xinjiang geplant und verübt, sagte Ministeriumssprecher Wu Heping. Unter anderem wird den Verdächtigen ein blutiger Angriff auf Polizisten in der Stadt Kashgar im August 2008 zur Last gelegt, bei der 17 Menschen ums Leben gekommen waren. Auch hinter einem Anschlag auf eine Polizeiwache mit zehn Toten zur gleichen Zeit soll die Gruppe gestanden sein.

Neuer KP-Chef der Region: Uigurische Separatisten "erbarmungslos zerschmettern"

Die Festnahmen ereigneten sich kurz vor dem Jahrestag der Unruhen in Xinjiang. Am 5. Juli vergangenen Jahres hatte es in der nordwestlichen Region, in der etwa acht Millionen muslimische Uiguren leben, gewalttätige Auseinandersetzungen mit angesiedelten Han-Chinesen gegeben. Dabei wurden nach Behördenangaben fast 200 Menschen getötet, die meisten von ihnen Han-Chinesen. Die Regierung machte "Separatisten" für die ethnische Gewalt verantwortlich, legte aber keine Beweise für einen organisierten Aufstand vor. Nach chinesischer Darstellung besteht in der auch an Pakistan und Afghanistan grenzenden, nominell autonomen Region Xinjiang erhöhte Terrorgefahr.

Der neue KP-Chef der Region, Zhang Chunxian, ein Han-Chinese, hatte im Mai angekündigt, er wolle die uigurischen Separatisten "erbarmungslos zerschmettern". Den "Kräften des Terrorismus, des Separatismus und des religiösen Extremismus" müsse ein harter Schlag versetzt werden. In der Region mit mehrheitlich nicht-chinesischer muslimischer Bevölkerung haben fundamentalistische und irredentistische Strömungen für Instabilität gesorgt. Neben dem Turkvolk der Uiguren leben in Xinjiang auch Kirgisen, Kasachen und Tadschiken - deren Landsleute in der früheren Sowjetunion heute über eigene Staaten verfügen - unter chinesischer Herrschaft. Nicht näher bezeichnete "feindliche ausländische Organisationen" wurden von den chinesischen Behörden beschuldigt, den muslimischen Separatismus zu schüren. Die militanteste Uiguren-Gruppe nennt sich "Tiger von Lop Nor". Lop Nor ist das Atomtestgelände der Volksrepublik am Rande der Wüste Taklamakan.

Xinjiang, das Chinas Raketenabschussbasen beherbergt, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Unruhen erschüttert. Die chinesischen Geheimdienste meldeten eine Infiltration von bewaffneten Islamisten aus Afghanistan und den zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken. Die kommunistischen Behörden haben eine sogenannte "Islamische Gottespartei von Ostturkestan" zerschlagen und uigurische Separatisten-Führer hinrichten lassen. In den 1940er Jahren hatte es vor der Machtübernahme der Kommunisten in Peking während einer kurzen Phase eine faktisch unabhängige "Republik Ostturkestan" gegeben. 1990 war eine muslimische Revolte blutig niedergeschlagen worden; mehr als hundert Koranschulen und Moscheen wurden damals geschlossen. Peking hatte 1996 Sondertruppen nach Xinjiang verlegt und eine groß angelegte Anti-Separatismus-Kampagne in Gang gesetzt.

Nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 hatte China erklärt, es schließe sich der Anti-Terror-Koalition an und erwarte von den Amerikanern "Unterstützung und Verständnis" für den Kampf gegen die Separatisten in Xinjiang, in Tibet und Taiwan. (APA/AFP)